Stadtpläne

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Letzte Änderung am 13.09.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes WStLA KS Sammelbestand P1 1804.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Stadtplan von Wien 1824

Ein Stadtplan ist eine großmaßstäbige thematische Karte einer Stadt (oder auch Teil einer Stadt) zum Zweck einer möglichst schnellen Orientierung in einem urbanen Raum. Die Darstellung ist daher überwiegend grafisch stark vereinfacht und auf allgemeinverständliche Signaturen reduziert. Je nach Zielgruppe beinhaltet ein Stadtplan neben dem Verkehrsnetz auch andere wichtige Zusatzinformationen – wie zum Beispiel Sehenswürdigkeiten oder öffentliche Einrichtungen.

Der Maßstabsbereich von Stadtplänen liegt meist zwischen 1:10 000 und 1:25 000. Dichte Innenstadtbereiche werden teilweise auch in größeren Maßstäben auf separaten Detailkarten gezeichnet. Neben der maßstabsgetreuen Darstellung gibt es auch Stadtpläne mit variablem Maßstab, bei denen der Maßstab zum Stadtzentrum hin zunimmt (Fischaugen-Projektion).

Zentrale Information des Stadtplans ist das Straßennetz mit Straßennamen (häufig ergänzt durch einzelne Hausnummern), die Bebauung, Grünflächen und Gewässer. Straßen und interessante Orte werden üblicherweise zusätzlich in einem Register aufgelistet, welches die Objekte über ein Suchgitter in der Karte verortet. Wichtige Punkte wie Verwaltungsgebäude, kulturelle Einrichtungen, Sehenswürdigkeiten etc. werden mit Hilfe bildhafter Piktogramme hervorgehoben. Ergänzt wird der Stadtplan durch die Darstellung des öffentlichen Personennahverkehrs und des Schienenverkehrs.

Historische Entwicklung der Stadtpläne von Wien

Mittelalter und 16. Jahrhundert

Die älteste und auch einzige aus dem Mittelalter überlieferte Karte von Wien ist der Albertinische Plan. Das vermutlich 1421/22 entstandene Original gilt als verschollen. Die erhaltene Kopie wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts angefertigt.

1530 erschien der Rundplan von Niklas Meldeman, der vorgeblich 1529, während der Ersten Türkenbelagerung vom Stephansturm aus gezeichnet wurde. Er zeigt die Kampfhandlungen und Zerstörungen der Belagerung, es handelt sich jedoch noch nicht um eine auf Basis einer geometrischen Aufnahme erstellte Karte.

Die ersten tatsächlich vermessenen Pläne wurden anlässlich der nach der Ersten Türkenbelagerung notwendigen Modernisierung der Stadtbefestigung angefertigt. 1547 erschienen die Pläne von Augustin Hirschvogel (circa 1:1.080; Radierung 1552, circa 1:1.800) und von Bonifaz Wolmuet (circa 1:792), die beide erstmals nach geometrischen, wahrscheinlich bereits trigonometrischen Grundsätzen erarbeitet wurden. Es handelt sich um die ältesten weitgehend verlässlichen kartographische Aufnahmen von Wien.

1600 bis 1800

Neben früheren Ansichten und Vogelschauen der Stadt Wien, die seit dem späten 15. Jahrhundert auf Altarbildern oder in Büchern das Erscheinungsbild der Stadt dokumentierten, ist die 1609 erschienene Vogelschau der Stadt Wien von Jakob Hoefnagel besonders hervorzuheben. Jakob Hoefnagel überliefert in seiner Vogelschau der Stadt Wien von Norden (1609/1640) das letzte Abbild der gotischen Stadt.

Die Zweite Türkenbelagerung (1683) bewirkte eine Fülle von Darstellungen. Hervorzuheben sind die drei Pläne von Daniel Suttinger: Vogelschau des westlichen Teils der Stadt mit türkischen Laufgräben und Minen (circa 1:2.700; 1683)[1], Plan der Stadt Wien (circa 1:2.300; 1684) sowie einen Plan der Belagerung und Entsatzschlacht mit Darstellung von Wien und Umgebung (circa 1:18.000; 1687/1688). Ein Manuskriptplan der osmanischen Laufgräben findet sich in den Beständen des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Von Leander Anguissola und Bartholomaeo Camuccio sind aus 1683 zwei Pläne überliefert: Grundrissplan der Türkenbelagerung (Fortifikation und unmittelbar anschließender Vorstadtbereich, circa 1:6.000) sowie Darstellung des türkischen Lagers mit Wien und Umgebung. Ebenfalls unmittelbar nach der Türkenbelagerung entstanden die Ansicht von Wien und Umgebung von Folbert van Alten-Allen sowie eine Rundansicht in der Art Meldemans von Heinrich Schmidt.

1704/1706 folgte der Plan von Wien und den Vorstädten von Leander Anguissola und Johann Jakob Marinoni (1:5.400). Er diente als Vorbild für zahlreiche Nachstiche im 18. Jahrhundert und zeigt erstmals auch das weitere Umland der Stadt, wie etwa auch die Donaulandschaft. 1710 entstand der Innenstadt und der an das Glacis angrenzenden Vorstadtteile von Werner Arnold von Steinhausen (1:864), der ebenso nur als Manuskriptkarte[2] existiert wie der Plan der Innenstadt von Constantin Johann Walter (1:1.800).

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden großangelegte Stadtpläne in mehreren Teilblättern von Joseph Daniel Huber (Vogelschau der Stadt mit ihren Vorstädten (1:1.440, 1769-1773, Stich fertiggestellt 1778; Vogelschau der Innenstadt 1:930, 1785) und Joseph Anton Nagel (Plan der Stadt samt ihren Vorstädten 1:2.592, 1770-1773, gestochen erst 1780/1781). Nagels Plan war Vorlage für viele nachfolgende Produkte, beispielsweise den Stadtplan von Maximilian Grimm (1:4.320, 1797), im Verlag Artaria & Co, der sich in der Folge zum bedeutendsten Verleger von Wien-Plänen entwickelte und aus dem um 1800 auch die Kartenverlage Tranquillo Mollo sowie Giovanni Cappi hervorgingen.

Entwicklung im 19. Jahrhundert

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts betätigten sich auch das Kunst- und Industrie-Comptoir (ab 1814: Joseph Riedfs Kunsthandlung) und einige kleinere Unternehmen als Verleger von Wiener Stadtplänen. Neben den bis dahin üblichen Plänen der Innenstadt beziehungsweise der Stadt samt Vorstädten entstanden nach 1800 als neuer Typ Pläne einzelner Vorstädte oder -orte beziehungsweise später Bezirke, so die den Häuserschemata beigegebenen Detailpläne der Vorstädte und Vororte von Anton Ziegler (1827-1861) beziehungsweise jene der Polizeibezirke von Carl Graf Vasquez (Vasquez-Pläne (Karten)).

Die 1817-1825 durchgeführte Aufnahme der Stadt und der Vorstädte (1:1.350) durch Anton Behsel wurde in reduziertem Maßstab (1:2.880) dem amtlichen Franziszeischen Kataster zugrundegelegt und 1832 nochmals auf die Hälfte verkleinert von Anton von Guldenstein herausgebracht (1:5.760, weitere Auflagen bis 1858). Sie bildete wie später die Katastralaufnahme von 1858-1861 (1:720, ab 1863 reduziert auf 1:1.440 als Lithographie erschienen) die Grundlage der danach erschienenen Stadtpläne, während jene der Innenstadt von 1846 (1:720) unveröffentlicht und somit ohne Wirkung blieb. Die Katastralaufnahme von 1858-1861 entstand im Zusammenhang mit der Schleifung der Basteien und der Verbauung der Gründe des Glacis.

Ebenfalls als Planunginstrumente entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter anderem der aus der Ausschreibung zur Erlangung von Entwürfen für die Verbauung der Ringstraßenzone entwickelte Stadterweiterungsplan von 1859, Generalbaulinienpläne für die Vorstadtbezirke (1864-1866), nach der zweiten Stadterweiterung (1890/1892) der (niemals zur Gänze beschlossene) Generalregulierungsplan und der 1893 vom Gemeinderat beschlossene Bauzonenplan. Als Kartengrundlage dafür wurde ab 1888 auf Basis der Katastralpläne der Generalstadtplan (1:2.880) geschaffen.

Die rasante Entwicklung Wiens in dieser Zeit bewirkte eine reiche Produktion der privaten Kartenverlage: beispielsweise „Plan von Wien ... Mit Angabe aller Hausnummern" (1:7.920, zahlreichen Ausgaben ab 1849) und „Plan von Wien in Gerichts Bezirke eingeteilt" (1:15.800, mehrere Ausgaben ab 1850; beide von Artaria), die Bezirkspläne zum Orientierungsschema von Michael Winkler (1:2.880, 1862/1863) und weitere von Artaria (1:3960, ab 1863 zahlreiche Ausgaben bis zum Ersten Weltkrieg), wobei die Weltausstellung von 1873 einen ersten Höhepunkt brachte.

Nach 1890/1892 entwickelte sich als neuer Kartentyp für die Darstellung des gesamten, nunmehr vergrößerten Stadtgebiets der auch heute übliche Wien-Plan 1:25.000 (dabei im 20. Jahrhundert führend die Firma Freytag& Berndt, in der auch der kartographische Zweig von Artaria aufging [Freytag-Berndt und Artaria]).

Im 19. Jahrhundert verstärkte sich die Befassung mit der Wiener Topographie- und zugleich Kartographiegeschichte, wobei vor allem auf die zahlreichen Reproduktionen von historischen Plänen durch Albert Camesina zu verweisen ist. Zugleich nehmen auch die thematischen Kartendarstellungen zu. Zu den modernen Beispielen gehören der Strukturatlas Wien 1:3.500 (1955-1960 unter Elisabeth Lichtenberger erstellte Baualters-, Bautypen- und Funktionsstrukturkartierung Wiens), der Historischer Atlas von Wien, der Planungsatlas für Wien und der Wiener Schutzzonenatlas.

20. Jahrhundert

Im Herbst 1938 wurde durch die Hansa Luftbild GmbH der erste flächendeckende Bildflug des damaligen Groß-Wien durchgeführt, wodurch ein Luftbildplan (1:5.000) hergestellt werden konnte. Als nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1956 wieder Bildflüge durchgeführt werden durften, wurde es möglich, durch Luftbildinterpretation einen neuen Stadtplan zu schaffen; ab 1958 erschienen die ersten Blätter der Stadtkarte (1:2.000), die den Generalstadtplan ablöste und ihrerseits seit den 80er Jahren durch die digitale Mehrzweckkarte (1:1.000 und 1:2.000) ersetzt wird.

Siehe auch:

Literatur

  • Max Eisler: Historischer Atlas des Wiener Stadtbildes. 1919
  • Ferdinand Opll: Wien im Bild historischer Karten. 1983
  • Kretschmer, Dörflinger, Wawrik: Lexikon zur Geschichte der Kartographie 2 (1986), S. 889 ff.
  • Wolfgang Mayer: Die städtebauliche Entwicklung Wiens bis 1945. (Katalog Wien 1978)
  • Felix Czeike, Renate Banik-Schweitzer, Ferdinand Opll [Hgg.]: Historischer Atlas von Wien. S. 1982 ff.
  • Robert Messner: Topographie von Alt-Wien 6 Bände. S. 1962ff
  • Ingeburg Pick: Die Türkengefahr als Motiv Tür die Entstehung kartographischen Werke über Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1980
  • Johannes Dörflinger: Stadtpläne von Wien und Pläne der Wiener Weltausstellung aus dem Jahr 1873. In: Jahrbuch 47/48 (1991/ 92, S. 123 ff.
  • Karl Fischer: Der Generalstadtplan. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 49 (1994), S. 182 ff.
  • Karl Fischer: „Das ist die stat Wienn". Wanderung durch ein halbes Jahrtausend Wiener Stadtkartographie: Vom Albertinischen Plan bis zur Computerstadtkarte. In: Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1959-2003
  • Karl Fischer: „Das ist die stat Wienn". Vom Albertinischen Plan zur Computerstadtkarte: Ein halbes Jahrtausend Wiener Stadtkartographie. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 50 (1995)
  • Sándor Békési / Elke Doppler (Hg.): Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick (Ausstellungskatalog Wien Museum), Metro-Verlag, Wien 2017.

Weblinks

Referenzen