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"Kommt nach Wien" (Tourismusfilm aus 1956)
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BildnameName des Bildes Kommt nach Wien.JPG
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Prototourismus

Schon im Mittelalter gab es in Wien einen regen Besucherstrom; auf ihrem Weg ins Heilige Land machten Kreuzfahrer hier Station, aber auch Kaufleute suchten Wien regelmäßig auf und richteten teilweise hier auch ihre Niederlassungen ein. Der „Lobspruch" des Wolfgang Schmeltzl listet Mitte 16. Jahrhundert die zahlreichen Völker und Sprachen auf, mit denen man in Wien in Kontakt kommt. In der Hochrenaissance verfügte Wien bereits über 14 größere Gasthöfe; an erster Stelle stand der Gasthof „Zum goldenen Hirschen" (1, Rotenturmstraße 20).

Das Reiseziel prototouristischer Reiseformen bestand in Verbindung mit Handelskontakten, diplomatischen Missionen oder aber auch in der Suche nach einem Arbeitsplatz etwa im Zug der Gesellenwanderung. Dazu trat in der frühen Neuzeit mit der Gelehrtenreise und der adeligen Kavalierstour das Bildungsmotiv. Von der Kavalierstour führte der Weg zu den bürgerlichen enzyklopädischen Studienreisen der Frühaufklärung die nun kein adeliges Privileg mehr allein darstellten. Für all diese Reisenden konnte die Sehnsucht nach der Ferne, Neugier und Vergnügen am Reisen durchaus eine Rolle spielen, doch war dies in der Regel nicht vorrangig.

Einkehrgasthöfe für die Handelsleute entstanden vor allem entlang der Ausfallstraßen (Taborstraße, Landstraße, Ungargasse, Wiedner Hauptstraße, Mariahilfer Straße). 1696 wurde die Meldepflicht für Fremde eingeführt; damals entstanden auch außerhalb der Stadt die ersten Fremdenunterkünfte. Im Zeitalter des Barocks erleichterten verbesserte Straßen und Postkutschen das Reisen; Wien wurde das Ziel vieler vornehmer Reisender (Besucher), die Gasthöfe wurden nun bereits hinsichtlich ihrer Ausstattung und ihres Renommées in Güteklassen eingeteilt. Die Einkehrgasthöfe in Wien hatten allerdings nicht den besten Ruf. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entsprachen nur der "Römische Kaiser" auf der Freyung und der Gasthof "Kaiserin von Österreich" in der Weihburggasse damaligen internationalen Standards. Selbst um 1850 wurden nur etwa die Hälfte der rund 80 Wiener Hotels ihrem Namen gerecht.[1]

Schon die bürgerliche Reise der Romantik kannte die „Flucht aus dem Alltag“ und damit ein wesentliches Element des modernen Tourismus. Der Wiener Kongress brachte 1814/1815 einen wesentlichen Aufschwung des Besucherstroms; im Vormärz erschienen auch erstmals gedruckte Reiseschilderungen und Reisebücher von prominenten Besuchern (Andersen, Alexis, Trollope und andere). Die Eisenbahn, die gegen Ende des Vormärzes Wien mit anderen Städten verband, brachte neue Besucherschichten nach Wien; ein Mann namens Schrökl gründete um diese Zeit erstmals ein Reisebüro.

Eines der ersten modernen Hotels gründete Josef Georg Daum in dem er 1850 ein Zinshaus am Petersplatz 9 in ein Hotel umwandelte. 1854 erwarb das Hotel Josef Wandel (Hotel Wandel).

Moderner Tourismus

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch beschränkt auf Adel und Bürgertum war es schließlich der Freizeitwert, das Vergnügen, welches den Städtetourismus den Durchbruch bescherte. Die Gasthöfe wandelten sich in jenen Jahrzehnten vielfach zu modernen Hotels. Ein erster Hotelbauboom fand in den frühen 1870er Jahren statt. Die zahlreichen Neubauten in der Ringstraßenära, die dank der repräsentativen Lage und der Erfordernisse der Weltausstellung (1873) hinsichtlich Größe und Komfort weltstädtische Normen erreichten (wie sich auch an den Hotelnamen ablesen läßt, die die biederen Hausschilder ablegten und sich an internationale Vorbilder anglichen [Grand Hotel, Imperial, Bristol, Excelsior, Bellevue und andere]) und sich am Aussehen der ausländischen Kommerzhotels orientierten, traten an die Stelle der bis dahin üblich gewesenen Umbauten und Adaptierungen.

Die nicht die Erwartungen erfüllende Weltausstellung und die Rezession der 1870er Jahre führten zu einem Besucherrückgang; verschiedene Hotels gerieten in Schwierigkeiten und mußten anderen Verwendungszwecken zugeführt werden. Das Hotel Donau wurde beispielsweise zur Staatsbahndirektion Wien. Doch auch in dieser schwierigen Phase kam es zu bedeutsamen Neugründungen. 1876 eröffnete der Delikatessenhändler Eduard Sacher das nach ihm benannte Hotel Sacher.

1882/1883 gründete ein Hotelierskonsortium den ersten „Verein zur Förderung des Wiener Fremdenverkehrs", eine großräumig planende Körperschaft, die Wien-Prospekte verschickte, Auslandskontakte anknüpfte und günstige Arrangements anbot. Das englische Reisebüro Thomas Cook & Son richtete eine Wiener Agentur ein, Repräsentanzen anderer Gesellschaften folgten.

1889 wurde die Fremdenverkehrsstatistik eingeführt, die über die in Wien angekommenen Fremden unterrichtet. Ihre Zahl betrug 1910 603.884 und hielt sich nach dem Ersten Weltkrieg bei schwankender Tendenz auf etwa der gleichen Höhe (1925: 535.828, 1930: 654.067); lediglich der Anteil der Inländer ging zugunsten der Ausländer (aus den selbstständig gewordenen Staaten auf dem Boden der österreichisch-ungarischen Monarchie) zurück. Der Wien-Tourismus in der Monarchie und Zwischenkriegszeit wurde von Gästen aus den Kronländern bzw. nach 1918 aus den Nachfolgestaaten der Donaumonarchie dominiert die etwa drei Viertel Marktanteil hatten. Der Anteil deutscher Touristen lag nie über 15%. Die Zahl der Tourisbetriebe einschließlich der ab 1924 mitgezählten Pensionen betrug 1930 328, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ausländischer Gäste 4-5 Tage. Die aus dem Wiener Städtetourismus lukreierten Deviseneinnahmen beliefen sich Ende der 1920er Jahre auf 135-150 Millionen Schilling jährlich.[2]

Die Wirtschaftskrise führte zu erheblichen Rückgängen (1934: 352.659), die Einbußen durch die von der nationalsozialistischen deutschen Reichsregierung aus politischen Gründen verhängte „1.000-Mark-Sperre" konnten jedoch offensichtlich kompensiert werden (1937: 465.634). Das Jahr 1938 brachte infolge des „Anschlusses" aus politischen Gründen einen Übernachtungsboom (3,688.596), der interessanterweise nicht zuletzt durch steigende Besucherzahlen aus Westeuropa und den USA zustande kam. Seither kennen wir sowohl die Zahlen der eintreffenden Fremden wie jene der Nächtigungen (in Hotels und Pensionen beziehungsweise auf Campingplätzen).

Die Randlage Wiens in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg („Eiserner Vorhang" des "Ostblocks" gegenüber den anderen Staaten ab 1949) und die Besetzung Wiens durch die alliierten Truppen (1945-1955) ließen zunächst den Fremdenverkehr stagnieren (1950: 282.460 Fremde, 940.014 Übernachtungen).

Als der Wiener Landtag 1955 mit dem bis heute geltenden Fremdenverkehrsförderungsgesetz den Wiener Fremdenverkehrsverband gründete, registierte man in Wien erst 1,6 Millionen Übernachtungen (2016 waren es 15 Millionen Übernachtungen von 6,9 Millionen Gästen). Seit den 1960er Jahren nahm der Fremdenverkehr zu; der Abzug der Besatzungstruppen (1955), die Verlegung internationaler Organisationen nach Wien (ab 1957) und die Gründung der Austrian Airlines (1958) waren neben der Wiederentdeckung Wiens als mitteleuropäische Kunst- und Kulturstadt maßgebliche Faktoren (1960: 773.740 Fremde, 2,301.972 Übernachtungen; 1970: 1,332.699 Fremde, 3,636.801 Übernachtungen; 1980: 1,450.431 Fremde, 4,011.847 Übernachtungen; 1990: 2,643.051 Fremde, 6,730.139 Übernachtungen).

Der Städtetourismusboom

Mit der Intensivierung des internationalen Städtetourismus (Einbeziehung Wiens auch in Europareisen von Überseetouristen), dem sich verstärkenden Kongresstourismus (Kongreßzentrum Hofburg; Bau des Austria Center Vienna samt Konferenzzentrum [22, Kagran]) und der Öffnung der Ostgrenzen (1989) kam es in den 80er Jahren, verbunden mit dem gezielten Ausbau der Infrastruktur (Bau von Hotels, vor allem solchen der gehobenen Klassen) zu deutlichen Steigerungsraten, verbunden mit einer erkennbaren Verschiebung hinsichtlich der Wien besuchenden Nationen (1960: 731.323 Fremde, 2,149.337 Übernachtungen; 1970: Fremde, Übernachtungen; 1980: 1,693.568 Fremde, 4,577.823 Übernachtungen; 1985: 2,126.058 Ankünfte, 5,535.803 Übernachtungen; 1990: 7,508 Millionen Übernachtungen). 2002 wurden in Wien rund 7,7 Millionen Nächtigungen gebucht, von denen 22,0 Prozent von Gästen aus Deutschland, 17,5 Prozent aus Österreich, 8,7 Prozent aus Italien, 7,4 Prozent aus den Vereinigten Staaten von Amerika, 4,9 Prozent aus Großbritannien und Nordirland sowie 4,2 Prozent von Gästen aus Japan stammten.

Betrachten wir die Anteile der einzelnen Nationen, so ergibt sich folgendes Bild (Zahlen: ankommende Fremde, in der Ersten Republik nur auf Hotels bezogen):

Österreich

  • 1930: 208.652.
  • 1934: 127.646.
  • 1938: 124.917.
  • 1950: 180.357.
  • 1960: 223.299.
  • 1970: 182.806.
  • 1908: 232.461.
  • 1985: 229.565.
  • 1990: 355.307 (699.777 Übernachtungen).

Ungarn

  • 1930: 61.065.
  • 1934: 37.688.
  • 1938: 29.281.
  • 1950: 2.101.
  • (1960-1980 gemeinsam mit Besuchern aus der CSSR, Polen und Rumänien erhoben: 1960: 14.180. 1970: 45.892. 1980: 103.557).
  • 1990: 50.846 (92.474 Übernachtungen).

Tschechoslowakei (CSSR, CSFR)

  • 1930: 97.294.
  • 1934: 66.181.
  • 1938: 63.511.
  • 1950: 1.761.
  • 1985: 11.284.
  • 1990: 50.846 (92.474 Übernachtungen).

Deutschland (BRD [seit 1990 einschließlich der angeschlossenen ehemaligen DDR])

  • 1930: 100.558.
  • 1934: 17.321.
  • 1938: 238.702.
  • 1950: 1.340.
  • 1960: 127.647.
  • 1970: 254.455.
  • 1980: 385.792.
  • 1985: 362.444.
  • 1990: 555.713 (1,438.045 Übernachtungen).

Italien

  • 1930: 12.031.
  • 1934: 12.396.
  • 1938: 13.304.
  • 1950: 27.559.
  • 1960: 36.605.
  • 1970: 66.533.
  • 1980: 112.137.
  • 1985: 177.173.
  • 1990: 351.325 (940.320 Übernachtungen).

USA

  • 1930: 38.138.
  • 1934: 9.731.
  • 1938: 18.772.
  • 1950: 12.919.
  • 1960: 99.741.
  • 1970: 223.919.
  • 1980: 172.028.
  • 1985: 216.427.
  • 1990: 824.461 Übernachtungen.

Hauptattraktionen für in- und ausländische Besucher (Zahlen in Klammer) waren 2002 Schloss Schönbrunn mit dem Palmenhaus (2,1 Millionen), der Tiergarten Schönbrunn (1,81 Millionen), das Kunsthistorische Museum mit Schatzkammer und Sonderausstellungen (1,4 Millionen), die Hofburg (839.000), das MuseumsQuartier (820.000), das Riesenrad (615.000), der Donauturm (403.000), das Belvedere (363.000), das Naturhistorische Museum (363.000) und das Technische Museum (330.000). Durch die Eröffnung der Hotels Palais Coburg Residenz und Le Méridien im November 2003 und jene des generalsanierten Hilton am 17. Mai 2004 steigt das Angebot an Betten in der 5-Stern-Kategorie von 4.000 auf über 5.700 an.

Videos

Kommt nach Wien (1956), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 212A-C (Ausschnitt)
About Europe: Vienna. A journey with Richard Dimbleby (1955), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 351 (Ausschnitt)
Österreich dein Herz ist Wien (1956), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 211A/B (Ausschnitt)
Rathausmann IV. / Wiener Stadtrundfahrten (1968), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 273A-K (Ausschnitt)
Unsere große Stadt, ein Mädchen entdeckt Wien (1983), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 506 (Ausschnitt)

Siehe auch

Literatur

  • Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien
  • Andreas Weigl: Gaststätten: Zur Ökonomie der Geselligkeit, in: Günther Chaloupek/Peter Eigner/Michael Wagner (Hg.), Wien. Wirtschaftsgeschichte 1740-1938, Tl.2 (=Geschichte der Stadt Wien Bd.5), Wien: Jugend und Volk, 1037-1127.
  • Andreas Weigl: Vom Einkehrgasthof zum Hotel. Indikatoren des Wandels des Angebots im frühneuzeitlichen Beherbergungsgewerbe am Übergang zur Moderne, in: Ferdinand Opll/Martin Scheutz (Hg.), Fernweh und Stadt. Tourismus als städtisches Phänomen (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 28), Innsbruck-Wien-Bozen: StudienVerlag 2018, 111-133.
  • Wiener Fremdenverkehrsverband: Arbeitsbericht 1980/1981. Wien: Fremdenverkehrsverband 1981
  • Wiener Tourismusverband: Statistische Unterlagen
  • Wiener Tourismusverband (Hrsg.): Wien-Tourismus: 50 Jahre & die Zukunft. 1955 - 2005. Broschüre, Großformat, 44 Seiten

Weblinks

Einzelnachweise:

  1. Andreas Weigl: Gaststätten: Zur Ökonomie der Geselligkeit, in: Günther Chaloupek/Peter Eigner/Michael Wagner (Hg.), Wien. Wirtschaftsgeschichte 1740-1938, Tl.2 (=Geschichte der Stadt Wien Bd.5), Wien: Jugend und Volk, S. 1088
  2. Andreas Weigl: Gaststätten: Zur Ökonomie der Geselligkeit, in: Günther Chaloupek/Peter Eigner/Michael Wagner (Hg.), Wien. Wirtschaftsgeschichte 1740-1938, Tl.2 (=Geschichte der Stadt Wien Bd.5), Wien: Jugend und Volk, S. 1088 f.