Veduten

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Veduten (von italienisch veduta = Aussicht).

Die nur literarisch bekannten Wurzeln der Veduten liegen im antiken Theater, wo zur Charakterisierung des Handlungsorts Architekturen und Landschaften auf die Bühnenwand gemalt wurden. Nach verschiedenen Gesamtdarstellungen Wiens ab dem 15. Jahrhundert (Stadtansichten; eine einzelne Ansicht des 15. Jahrhunderts (Meister des Schottenaltars) überliefert auch den Blick in einen Straßenzug) kam es ab dem 18. Jahrhundert in steigendem Maß in (anfangs unkolorierten) Stichserien zu Darstellungen von Palästen, Gärten, Gassen und Plätzen der Innenstadt (daneben auch der näheren Umgebung): Wolfgang Wilhelm Prämer ("Architectur. Schauplatz..."), Johann Adam Delsenbach ("Prospecte und Abriße einiger Gebäude von Wien" nach Zeichnungen von Johann Babtist Fischer von Erlach, insbesonders jedoch von Joseph Emanuel Fischer von Erlach [1713, 1715 und 1719]) und schließlich Salomon Kleiner (in Zusammenarbeit mit Johann August Corvinus und dem Verleger Johann Andreas Pfeffel; 1724-1737); mit letzteren erreichte die konsequente Darstellung von Straßen und Gebäuden der Stadt einen ersten Höhepunkt. Die Tradition der venezianischen Vasenmalerei brachte Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, nach Wien.

Auch Matthias Fuhrmann illustrierte seine Stadtgeschichte (1766-1770) mit Kupferstichen.

Ab 1779 folgten die (erstmals kolorierten) Vedutenserien von Carl Schütz, Johann Ziegler und Laurenz Janscha, in denen sich korrekte Architekturzeichnungen mit genrehafter Gruppierung und Bewegung der Staffage zu einem idealen Bild vereinigen und (nunmehr neben dem wachsenden Käuferinteresse auch durch die zahlreiche Hersteller- und Vertriebsfirmen begünstigt) bereits in veränderten Auflagen (sogenannten Etats, in denen die Stiche den jeweilig aktuellen szenischen und topographischen Veränderungen [[[Mode]], Fahrzeuge, Fassaden] angepaßt wurden [Übergang vom Barock zum Rokoko]) erschienen. In der Biedermeierzeit bezogen die Vedutenmaler gerne Volkslebenschilderungen mit ein (Ender, Fendi, Gurk, Hoechle, Raulino, Stifter, Wiegand); die von Carl Graf Vasquez hergestellten Bezirkspläne sind an den Rändern mit kolorierten Lithographien bedeutender Gebäude geschmückt (1827), E. Batty veröffentlichte 1823 in London die Stahlstichserie "Vienna", Rudolph Sammer produzierte 1832 Kupferstiche, Tranquillo Mollo die kolorierten Serien "Wiens vorzüglichste Gebäude und Monumente" (um 1825-1830) beziehungsweise "Erinnerung an Wien" (um 1830), Carl Strahlheim eine "Wundermappe" (1832; Stahlstiche, um 1836) sowie F. C. Weidmann ein "Panorama von Wien oder neueste mahlerische Ansichten der vornehmsten und merkwürdigsten Plätze, Straßen, Paläste, Kirchen, Klöster... und anderen vorzügliche Gebäuden der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien nebst der selben Vorstädte und den herumliegenden Gegenden"; Tobias Dyonis Raulino schuf Aquarellveduten aus der Umgebung Wiens. Um 1848 erschienen in Leipzig die Stahlstichserien "Wien 24 der schönsten Ansichten der Residenzstadt" und "Wien und seine Umgebungen" von Albert Henry Payne, um 1850 im Verlag H. F. Müller die Lithographienserie "Wien Album der schönsten Ansichten" von Franz Xaver Sandmann nach Zeichnungen von Rudolf von Alt, von denselben später (1880) "Malerische Ansichten von Wien", ebenfalls um 1850 Stahlstiche von L. Hoffmeister (um 1850) und ab 1872 bei Eduard Hölzel ein "Album von Wien" (Chromolithographien nach Aquarellen) von Rudolf und Franz Alt. In der Ringstraßenära, in der sich der Optimismus der Zeit in den Veduten widerspiegelt, sind neben den zahlreiche Veduten von Rudolf von Alt, Franz Seraph Alt|Franz Alt und Jakob Alt auch die Chromolithographien von Ladislaus Eugen Petrovits, die Farblithographie-Serie "Wien und Umgebung" (1891) nach Aquarellen von Johann Varrone sowie Lithographien von Mitgliedern der Familie Josef Lanzedelly (die auch bereits im Vormärz in Erscheinung traten), bekannt. Auch Wilhelm Gause, Anton Hlavacek und Hütter sind zu nennen.

Der Jugendstil schätzte melancholische, silhouettenhafte Fernansichten in floralen Idyllen (Carl Moll); die Veduten legen Zeugnis von der Erzählfreude ab (Oskar Laske), sind durch nostalgische Dokumentation geprägt (Ernst Graner, Franz Kopallik, Erwin August Pendl, Gustav Zafaurek) oder stilistisch motiviert, wobei der Pluralismus vom Expressionismus (Herbert Boeckl, Hans Fronius, Richard Gerstl, Oskar Kokoschka) bis zur modernen Sachlichkeit (Sergius Pauser) reicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte sich das Interesse an der Darstellung Wiens, wobei in Grafik, Aquarell und Ölbild zunehmend auch Außenbezirke und Stadtranddetails dargestellt werden (beispielsweise Kurt Absolon, Rudolf Hausner und Kurt Moldovan sowie Michael Coudenhove-Kalergi, Georg Eisler, Christine Heuer, Anton Lehmden, Arthur Vögel, Franz Zadrazil und Herwig Zens). Weite Verbreitung fanden auch die Radierungen von Luigi Kasimir.

Literatur

  • Alfred May: Wien in alten Ansichten. Das Werden der Wiener Vedute. Salzburg: Residenz-Verlag 1965, ²1980
  • Peter Pötschner: Wien und die Wiener Landschaft. Spätbarocke und Biedermeierliche Landschaftskunst in Wien. Salzburg: Verlag Galerie Welz 1978
  • Peter Pötschner: Genesis der Wiener Biedermeierlandschaft. Wien: Jugend & Volk 1964
  • Die Wiener Landschaft im Aquarell. Wien: Eigenverlag 1975 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 173)
  • Hans Bisanz / Günter Düriegl: Die Wiener Vedute im 20. Jahrhundert. Wien: Eigenverlag 1971 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 29)
  • Der Wienerwald in Malerei und Graphik des 19. Jahrhunderts. Wien: Eigenverlag 1978 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 53)
  • Günter Düriegl: Der Verlag Artaria. Veduten und Wiener Alltagsszenen (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 72)
  • Günther Berger: Architektur- und Vedutenmalerei. In: Wiener Kunsthefte 6 (1982), S. 87 ff.
  • Sándor Békési / Elke Doppler [Hg.]: Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick. Wien: Metro-Verlag 2017