Synagoge

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Innere Ansicht der Synagoge in der Seitenstettengasse
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Letzte Änderung am 29.11.2023 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Wiener Tempel.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Innere Ansicht der Synagoge in der Seitenstettengasse

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Synagoge (von griechisch Zusammenkunft, ursprünglich nur Versammlungsort).

Die Entwicklung der Synagogen in Wien im Überblick

Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge am Judenplatz vor 1420, erstellt 2011

Synagogen waren und sind die wichtigsten Institution einer jüdischen Gemeinde. Sie dienen dem gemeinsamen Gebet und als Lern- und Versammlungsorte. Im Unterschied zu Bethäusern, die in Wohnungen und Gebäuden eingemietet waren, waren die Synagogen selbständige, oft freistehende Gebäude mit einem Platzvolumen für mehrere hundert Betende und Möglichkeiten für Büros und Versammlungsräume.

Die älteste Synagoge in Wien wurde 1204 erwähnt: Sie entstand auf Initiative des herzoglichen Münzmeisters Schlom vor 1196 (1., Seitenstettengasse 2). Wohl in den 1270er Jahren entstand mit der Übersiedlung des Hofs in die Hofburg beim Widmertor das neue Judenviertel mit dem Zentrum Judenplatz-Wipplingerstraße (Judenstadt (1)). 1294 wurde erstmals die beim Schulhof der Juden gelegene Synagoge erwähnt (die 1995/1996 durchgeführte archäologische Grabung zeigt ein Ausmaß von etwa 20 x 12 m; erhalten sind die Fundamente der Bimah, eines Pfeilers und weite Teile der Bodenbeläge). Die Synagoge wurde offenbar auf den Fundamenten älterer Holzbauten errichtet, die zum Herzoghof gehört hatten, und lag an einer Durchzugsstraße, von der heute noch die Äste Fütterer- und Parisergasse erhalten sind. Die Synagoge wurde 1421 zerstört; ihre Steine fanden beim Bau von Gebäuden der theologischen Fakultät der Universität Wien Verwendung. Der Judenplatz in seiner heutigen Form entstand erst im Lauf des 15. oder 16. Jahrhunderts.

1624 wurde den Juden ein Gebiet im Unteren Werd zur Bewohnung angewiesen (Judenstadt (2, Unterer Werd)). Noch unter dem Rabbiner Jomtop Lipmann Heller (1627 nach Prag abberufen) entstand die „alte" Synagoge (Obere Gasse 2, Große Pfarrgasse 12). Nach 1650 wurde von Zacharias Mayer Halewi, bedingt durch das Anwachsen der Gemeinde, die „neue" Synagoge (Hauptsynagoge) gestiftet (Große Pfarrgasse). Nach der Vertreibung der Juden (1670) wurde das Gebäude in die Leopoldskirche (2) umgewandelt. Eine barocke Inschrift erinnert in heute durchaus unzeitgemäßer Weise an dieses Ereignis (Gedenktafel 1996). Erst 1823 erhielten die Wiener Juden, die Genehmigung, wieder eine Synagoge (1) zu errichten, den Wiener Stadttempel (1., Seitenstettengasse 2 [ehemalger Pempflingerhof]).
Während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurden in Wien in nahezu jedem Gemeindebezirk Synagogen errichtet. Vor ihrer Errichtung konstituierten sich Tempelbauvereine, deren Funktionäre Finanzierung, Spendensammlungen, Auswahl und Erwerb der Bauplätze und die Wahl von Architekten und Baumeistern übernahmen. Die Eröffnung jeder neuen Synagoge war unter Teilnahme prominenter Kommunalpolitiker, Rabbiner, Kantoren und jüdischer Funktionäre der Israelitischen Kultusgemeinde ein großes Ereignis, das zumeist vor den Hohen Jüdischen Feiertagen im Herbst angesetzt wurde. Den Synagogen waren in jedem Bezirk jüdische Vereine angeschlossen, die am Standort der Synagoge ihren Sitz hatten. Talmud-Thora-Vereine, Jüdische Frauenvereine, jüdische Wohltätigkeitsvereine und Ausspeisungsvereine kümmerten sich um die religiösen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse ihrer Mitglieder. Somit waren alle Synagogen in Wien auch wichtige Begegnungsstätten, sowie Orte der Kommunikation und des Rückzugs in einer zunehmenden antisemitisch geprägten Umwelt. Mit Stand 13. März 1938 bestanden in Wien sechs der Israelitischen Kultusgemeinde gehörige Synagogen und siebzehn von Tempelvereinen erhaltene Synagogen in den Bezirken 1, 2, 3, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 13, 15, 16, 18, 19, 20, 21 und 23.
Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 wurden nahezu alle Synagogen brutalen Übergriffen und Zerstörungen, meist durch Brandlegung, ausgesetzt. Das jüdische institutionelle religiöse, soziale und kulturelle Gemeindeleben war damit für immer ausgelöscht. Die den Synagogen angeschlossenen Vereine wurden aufgelöst, ihre Vermögen eingezogen oder für Fürsorgezwecke der Israelitischen Kultusgemeinde übertragen. Die meisten Ruinen von Synagogen wurden in den Jahren 1939 bis 1941 demoliert oder zweckentfremdet. Heute befinden sich an den Standorten der ehemaligen Synagogen überwiegend Wohnhäuser. Im Jahr 1988 wurden Gedenktafeln angebracht. Der Wiener Stadttempel in Wien 1., Seitenstettengasse 2 ist die einzige Synagoge, die seit ihrer Eröffnung 1826 mit Ausnahme einer kurzen Zeit nach dem Anschluss 1938 bis heute ihrem Zweck entsprechend genützt wird.
1996 bestanden in Wien zwölf Synagogen verschiedener Richtungen. 2017 bestehen in Wien sechzehn Synagogen, Bethäuser und Beträume.


Karte der Synagogen


Video

YouTube, 7Reasons Medien GmbH: Die Wiener Judenstadt, 3 Min. 44 Sek. (Stand: 6.10.2021)

Literatur

  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 13.12.1976
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 174
  • Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [Hg.]: Gedenken und Mahnen in Wien 1934-1945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. Wien: Deuticke 1998
  • Pierre Genée: Wiener Synagogen 1825-1938. Wien: Löcker 1987
  • Pierre Genée: Wiener Synagogen. Wien: Löcker 2014
  • Heinz Gstrein: Jüdisches Wien. Wien / München: Herold 1984
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 306 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883].) Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 614 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888].) Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 270 ff.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 8 ff., S. 7
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 52 f., S. 351 ff.
  • Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009
  • Bob Martens / Herbert Peter / Danielle Spera / Werner Hanak-Lettner [Hg.]: Wiener Synagogen. Ein Memory. Viennese Synagogues A Memory. Wien: Metroverlag 2016
  • Nora Mundigler: Wiener Synagogen nach 1938. Gradmesser für Österreichs Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus? Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2013
  • Ursula Prokop: Zum Jüdischen Erbe in der Wiener Architektur. Der Beitrag jüdischer ArchitektInnen am Wiener Baugeschehen 1868-1938. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 376
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 82
  • Hans Rotter / Adolf Schmieger: Das Ghetto in der Wiener Leopoldstadt. Wien: Burgverlag 1926
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich)
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 281 ff.