Straßenpflasterung

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"Die Straßenpflasterer", von Josef Lanzedelli, um 1820. Kolorierte Lithographie, Verl. J. Bermann, Wien (Wien Museum, HWM 51062)
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Art des Bauwerks Sonstiges Bauwerk
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.04.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes HMW 051062 Lanzedelli.jpg
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Römische Straßenpflasterung in der Antike

Vindobona stand nahe dem Kreuzungspunkt der Bernsteinstraße bei Carnuntum, die von Nordeuropa über das Wiener Becken zum Mittelmeer führte, mit der Limesstraße, die entlang des rechten Donauufers die westliche und östliche Hälfte des Römischen Reiches verband. Der Verlauf der Limesstraße in Wien ist weitgehend bekannt.
Schon früh waren einige antike Straßenzüge in Wien bekannt. Die ältesten stammen aus der römischen Kaiserzeit. In jüngerer Zeit wurden bei Ausgrabungen immer wieder antike Straßenpflasterungen entdeckt (archäologische Funde beim Michaelerplatz und beim Harrachpalais an der Freyung).
Die Römer stellten an den Straßenrändern regelmäßig Meilensteine auf. Die darauf eingravierten Inschriften geben Hinweise auf die Entfernung zur nächsten Stadt und sind meistens datiert.[1]

Straßenpflasterung in Wien im Mittelalter

Belege für die Pflasterung bedeutender Plätze und Straßen finden sich bereits in frühen mittelalterlichen Kammeramtsrechnungen (Besoldung der Pflasterermeister, die damals meist als Überleger bezeichnet wurden, samt ihren Gesellen und Handlangern, Kosten für den Steinbruch, Ausgaben für Material). Man kann davon ausgehen, dass neben Marktplätzen auch Straßen (insbesondere in der Nähe öffentlicher Gebäude) gepflastert wurden; dies bestätigt 1458 auch Enea Silvio Piccolomini.[2]
Kleinere Gassen wurden jedoch im allgemeinen nur mit Sand oder Schutt beschüttet. Im Mittelalter bevorzugte man zum Pflastern Sandstein; zur Beschaffung der Pflastersteine betrieb die Stadt an der Hohen Warte und in Sievering (Vorort) Steinbrüche, die beide mehrmals durch Ankauf von Weingärten erweitert wurden. 1444-1509 lässt sich der Betrieb eines städtischen Steinbruchs in Höflein an der Donau nachweisen; nur kurze Zeit werden Brüche am Kahlenberg, in Hütteldorf, Hetzendorf (Vorort) (alle im Besitz der Stadt) sowie in Au am Wartberg bei Guntramsdorf (Eichkogel in Niederösterreich von der Stadt gepachtet) erwähnt.

Intensivierung der Straßenpflasterung in der frühen Neuzeit

Eine erste größere Pflasterung in Wien wird auf einer städtischen Rechnung aus dem Jahr 1533 erwähnt. Planmäßige Pflasterung in Wien gab es erst 70 Jahre später. In einer Urkunde vom 14. November 1602 befahl die niederösterreichische Regierung über Verordnung des Erzherzogs Matthias dem Schottenabt Georg, dass, obwohl die Pflasterung der Stadt für jeden geistlichen oder weltlichen Hausbesitzer 1598 befohlen wurde, er diejenigen in seiner Jurisdiktion vermahnen sollte, welche dem Befehl noch nicht nachgekommen waren, da die Pflasterung möglichst bald überall durchgeführt werden sollte. Diese Pflasterung erfolgte mit Kieselsteinen. Aus dem Jahr 1725 stammt die älteste bildliche Darstellung von Pflasterern (auf einem Kupferstich von Pfeffel-Kleiner), eine typische Darstellung ist auch von Josef Lanzedelly überliefert. Unter Wenzel Graf Kaunitz, der während seiner Gesandtschaftszeit in Paris (1750-1753) die im 18. Jahrhundert in Frankreich üblich gewordene Art des Straßenbaus kennenlernte, wurden zwei Pflasterer aus Paris und Brüssel nach Wien berufen. Über vordringlich vorzunehmende Pflasterungen sind wir aus einem Vorschlag des Unterkammeramts (um 1750) unterrichtet. Als sich die Klagen über die Straßenverhältnisse im 18. Jahrhundert verstärkten (ungepflasterte Straßen wurden beim geringsten Regen morastig und unbefahrbar), intensivierte man die Straßenpflasterung, begann aber Mitte des 18. Jahrhunderts auch, den wenig haltbaren Sandstein durch haltbareres Material zu ersetzen und die Steine anders zu bearbeiten; am 2. Juni 1724 wurde auch verordnet, dass die Rinnsale gepflastert werden mussten, sodass sich ab diesem Zeitpunkt das Straßenpflaster über die ganze Straße von Haus zu Haus erstreckte (Gehsteige in anderem Niveau gab es noch nicht).
Bis 1724 gab es nur in der Stadt richtige Pflasterung. Seit 1733 bezog man ausschließlich Material aus dem Steinbruch zu Sievering. 1778 begann man die Straßen mit rechtwinkligen Steinen zu bepflastern, wozu seit 1880 schwarzgraue Granitwürfel aus den Steinbrüchen zu Mauthausen und Freistein verwendet wurden. 1813 wurden die Hauptstraßen der Vorstädte und die Straßen neben dem Glacis bepflastert.

Der Straßenbelag: Katzenkopfpflaster und Kopfsteinpflaster

Die Steine, die nun aus Steinbrüchen nördlich der Donau zwischen Wien und Passau stammten, wurden nach den Vorbildern von Paris und der Niederlande behauen. Nach einigen Versuchen ließ Maria Theresia den Komödienplatz mit diesem Material pflastern. Die neue Straßenpflasterung hielt wesentlich länger als das bisherige Pflaster, das in Wien oft zweimal (in den ländlichen Gegenden sogar dreimal) im Jahr erneuert werden musste, und war zudem aufgrund der Eindämmung der Staubentwicklung sauberer. Trotz immer wieder (wegen der hohen Kosten) auftretender Zweifel an der neuen Straßenpflasterung setzte sie sich bis um die Jahrhundertwende endgültig gegenüber dem bis dahin verwendeten „Katzenkopfpflaster" (unregelmäßig behauene Steinen) durch (nachweislich 1778 begann man die Straßen der inneren Stadt mit rechtwinkeligen Steinen zu pflastern).
Mit Hofresolution vom 22. Mai 1782 (kaiserlicher Entschluss, vom 28. April 1782) wurden Straßenreinigung und Stadtsteinpflaster dem Stadtrat beziehungsweise aufgrund der Magistratsreform (1783) dem politisch-ökonomischen Senat übertragen. Da das Katzenkopfpflaster besonders in der Stadt infolge der mit Eisenringen versehenen Räder der Kutschen zu starker Lärmbelästigung führte, wurde nicht selten vor Spitälern, Adelspalästen oder Amtsgebäuden Stroh aufgeschüttet, um den Lärm zu dämpfen. Gegen die Staubplage wurde erstmals 1782 verordnet, dass die Hausbesitzer vor ihren Häusern zweimal täglich aufzuspritzen hätten; die älteste Form eines Aufspritzwagens ist aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts überliefert.

"Makadamstraßen" außerhalb der Stadt

Noch am Ende des 18. Jahrhunderts waren die Straßen außerhalb der Stadt im allgemein ungepflastert. In den Vororten gab es überwiegend Sandstraßen beziehungsweise im günstigsten Fall eine Befestigung der Straßen nach dem System McAdam (sogenannte Makadamstraßen) beziehungsweise einen Belag mit Rundschotter; in Favoriten wurde beispielsweise erst 1874 als erste die Favoritenstraße mit einem Steinpflaster versehen.
Da Staub (bei Trockenheit) und Kot (bei Regen) für Fußgeher und Geschäftslokale zu einer immer ärgeren Belastung wurden und auch die Fremden in ihren Berichten diese Zustände anprangerten, kam es ab 1813 (wohl auch unter dem Eindruck des Wiener Kongresses 1814/1815) zur allmählichen kompletten Pflasterung der Hauptstraßen zwischen dem Glacis und den Linien (womit - als Nebeneffekt - durch die Versiegelung des Untergrunds auch die aus diesem aufsteigenden Gerüche nicht an die Oberfläche gelangen konnten); zu den ersten Straßen, die gepflastert wurden, gehörten die Mariahilfer Straße, der Rennweg, die Landstraßer Hauptstraße und die Taborstraße.

Fuhrwerke und Straßenreinigung

Erstmals wurden 1811 auch Gewichtsbeschränkungen für Fuhrwerke verfügt (60 Zentner, sofern die Räder nicht breiter als 8 Zoll waren; Wägen mit breiteren Rädern erhielten als Anreiz an den Brücken eine Mautbegünstigung), um die Schäden an den Straßen zu mindern. Die Stadtpflasterung war auch eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung der Straßenreinigung, weil die Straßen mit Wasser besprengt und daher gründlich gesäubert werden konnten (ausreichend Wasser stand allerdings erst ab Mitte der 1870er Jahre durch die Erste Hochquellenleitung zur Verfügung); durch die fortschreitende Kanalisierung konnte das Schmutzwasser sofort in die Kanäle geleitet werden.

Das Wiener Kopfsteinpflaster, Asphaltbeläge und "Holzstöckelpflaster"

Bezirksplan Alsergrund mit Einzeichnung der Straßenpflasterung aus ca. 1860 mit der Unterscheidung zwischen Würfelsteinpflasterung (dunkelgrau), ordinäres Pflaster (blau) und Schotterstraßen (weiß).

Ab 1826 wurden würfelförmig behauene Granitsteine (meist aus der Umgebung von Mauthausen) zur Straßenpflasterung verwendet (die Fugen wurden mit Sand ausgefüllt); dieses Pflaster machte Wien in Europa berühmt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begannen erste Versuche mit Asphaltbelägen (ab 1872 in größerem Umfang verwendet), die sich in der Folge rasch durchsetzten. Noch um 1860 waren jedoch in den Vorstädten (wie Bezirkspläne im Sammelwerk Anstalten und öffentliche Einrichtungen der Stadt Wien (1865)) zeigen, nur teilweise staubfrei.
Wenig später (1875) verlegte man erstmals Holzpflaster nach dem System Morris; obwohl man noch in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts derartige „Holzstöckelpflaster" (beispielsweise in der Augustinerstraße) verwendete (weil man sich von diesem wegen des weicheren Materials eine Minderung der Lärmbelästigung versprach), konnte sich dieser Belag nicht durchsetzen. Nach dem Ersten Weltkrieg begann man jene Straßen, die noch nicht gepflastert waren, staubfrei zu machen; die meisten Makadamstraßen erhielten einen Oberflächenschutz durch Teerung oder Bitumierung.

Das Unterkammeramt

Mit der Schaffung des Unterkammeramts (1485) war dieses für Bauangelegenheiten und damit auch für die Stadtpflasterung zuständig; es blieb bis zur Gründung des Stadtbauamts (1835) ausführendes Organ. Danach waren die Kompetenzen für die Straßenpflasterung den Departements des politisch-ökonomischen Senats sowie dem Stadtbauamt zugeteilt, 1892 wurden die Kompetenzen dem Departements XIXa übertragen. 1873 wurde durch den Ankauf der Granitsteinbrüche Marbach und Windegg bei Mauthausen (Oberösterreich) der Grund für die Baustoffbeschaffung der Gemeinde Wien gelegt. 1901/1902 wurde die Straßenpflasterung der neugeschaffenen Magistratsabteilung VI (Straßenangelegenheiten) zugewiesen.

Wappen

Wappen der Pflasterer von Hugo Ströhl 1904/1910.

1904 hat der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl Wappen der Genossenschaften vorgelegt, die zur künstlerischen Innenausstattung der Versorgungsheimkirche dienten. Das Wappen der Pflasterer hat folgendes Aussehen:

In Rot eine goldene, silbern beschlagene Ramme, hinter der sich ein goldgestielter silberner Schlegel und eine ebensolche Haue kreuzen.

HochquellenwasserleitungPflasterungSammelkanäleKanalisationStraßenbahnStraßenbeleuchtungGasbeleuchtungWasserleitungenArchäologieFeuerwehrArchäologieKanalisationGehsteigStraßenquerprofil.jpg
Über dieses Bild
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne von Wien Kanal, P4.13002: Anordnung der unterirdischen Einbauten im Querprofil einer Stadtstraße.

Quellen

Literatur

  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2 ), S. 344, S. 379 ff.
  • Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. III (Pflasterer)
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 27, Taf. III (Pflasterer)
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 118
  • Felix Czeike: Regelung und Sicherung des großstädtischen Straßenverkehrs seit dem 18. Jahrhundert. Dargestellt am Beispiel der Stadt Wien. In: Zeitschrift für Verkehrssicherheit 8 (1962), S. 189 ff.
  • Felix Czeike / Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902-1970. Band 1. Wien: Jugend und Volk 1971 (Wiener Schriften, 33), S. 16, S. 29 ff., S. 187 ff.; S. 34, S. 95 f., S. 178 ff.
  • Historischer Atlas Wien (5. Lieferung): Karte 2.6.3/1 (Straßenbelag und Straßenbespritzung 1860). Wien 1994
  • Alfred Holder: Die Pflasterungsfrage in Wien. Wien 1877
  • Walter Pillich: Wiener Pflaster im 18. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter 5 (1950), S. 7 ff.
  • Brigitte Rigele: Hauptregistratur. Wien 1991 (Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe A: Archivinventare, Serie 1, Heft 4)
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 98 f. (Pflasterer)

Referenzen

  1. Siehe z.B.: CIL 3, 4647, CIL 3, 4649, CIL 3, 4650, CIL 3, 4651, CIL 3, 4652, CIL 3, 4653
  2. Aeneas Silvius de Piccolomini: Historia Austrialis. Österreichische Geschichte. Hg. von Jürgen Sarnowsky. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr-vom Stein-Gedächtnisausgabe 44), Kapitel I.1, 18 (Latein) und 19 (Deutsch).