Zum weißen Engel (Apotheke)

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Apotheke
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1440 JL
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
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Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  34143
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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Letzte Änderung am 8.07.2021 durch WIEN1.lanm08pil
  • 1., Bognergasse 9

Frühere Adressierung
  • Ad angelum album, Apud album angelum (1588, bis: 1591)
  • Ad signum albi angeli (1591, bis: 1595)
  • Bey dem weissen Engel, Zum weißen Engel (1595, bis: 1824)
  • Meißl’s Apotheke Zum Engel (1824, bis: 1838)
  • Zum Engel (1838, bis: 1860)
  • Zum weißen Engel (1860)

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48° 12' 36.88" N, 16° 22' 4.21" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Apotheke "Zum weißen Engel" (1., Bognergasse 9), gegründet wahrscheinlich um 1440, spätestens 1568

Mittelalter

Die Apotheke wurde wahrscheinlich um 1440 gegründet, spätestens 1568, erst dann ist der erste gesicherte Besitzer der Apotheke, Matthias Schwartz, überliefert. Der erste Besitzer der Apotheke könnte Ulrich (Udalricus) Vogler von 1441 bis 1470 gewesen sein. Für ihn lässt sich allerdings innerhalb der Stadtmauern kein Besitz nachweisen, daher hätte die Apotheke in einem Mietlokal untergebracht gewesen sein müssen. Somit ist eine Lokalisierung unmöglich. Da Vogler keinen innerstädtischen Hausbesitz hatte, konnte er auch kein gehobenes kommunalpolitisches Amt ausüben (etwa als Mitglied des Äußeren oder gar des Inneren Rats).

Nach 1470 bleibt in der Geschichte der Apotheke eine Überlieferungslücke von fast 120 Jahren, was bedeutet, dass mindestens vier bis sechs Apotheker, welche die Apotheke in dieser Zeit besessen haben müssen, unbekannt sind.

Frühe Neuzeit

Die Geschichte der Apotheke beginnt mit Sophie (Sophia) Horänder, der späteren Besitzerin des Hauses Konskriptionsnummer 535 am Lichtensteg (heute Lichtensteg 3), dem vermutlichen Standort der Apotheke. Sophie war in erster Ehe mit einem bislang nicht näher bekannten Schwartz verheiratet, von dem weder Vorname noch Beruf überliefert sind. Es könnte sich dabei um den in den Akten der medizinischen Fakultät in den Jahren 1568 bis 1570 erwähnten Apotheker namens Matthias Schwartz handeln.

In zweiter Ehe heiratete Sophie den Apotheker Wolf(gang) Herold (auch Hörold, Höroldt, Herolt), der am 13. März 1572 vor der medizinischen Fakultät mit Erfolg die Apothekerprüfung ablegte.

Die erste Erwähnung des Schilds "ad angelum album" beziehungsweise "apud album angelum" scheint erst im Jahr 1588 auf, als Sebastian Götz, der dritte Ehemann von Sophie, am 28. März um Zulassung zur Apothekerprüfung ansuchte. 1589 erwarb Götz gemeinsam mit seiner Gattin das Haus Konskriptionsnummer 535 am Lichtensteg (heute Lichtensteg 3), das an der Ecke der heutigen Kramergasse lag. Wo sich seine Apotheke zu diesem Zeitpunkt befand, lässt sich nicht feststellen. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie sich ab 1589 in seinem Haus am Lichtensteg befand. Falls sich die Offizin damals an einem anderen Standort befand, so ist dieser heute nicht mehr feststellbar. Die Besitzgeschichte des Hauses spricht allerdings dafür, da es sich um ein "Apothekenhaus" handelte.

Sebastian Götz starb 1590, seine Gattin Sophie starb etwas später im selben Jahr. Sie hinterließ das Haus Lichtensteg 3/ Kramergasse 13 ihren beiden Söhnen Johannes (Hanns) Schwartz (aus erster Ehe) und Jakob Herold (aus zweiter Ehe). Die dritte Ehe war, wohl infolge ihres fortgeschrittenen Alters, kinderlos geblieben. Als auch Jakob Herold starb, wurde Johannes Schwartz Alleinbesitzer. Bereits ein Jahr später, nämlich am 2. Dezember 1591, wurde Johannes Schwartz als Apotheker "ad signum albi angeli" geprüft, am 15. Dezember 1591 zahlte er die Taxe von fünf rheinischen Gulden und am 3. Dezember 1592 leistete er, nachdem er den urkundlichen Nachweis seiner legitimen Geburt erbracht hatte, den vorgeschriebenen Eid.

Schon bald verkaufte er das Haus an Leopold Härb, Mitglied des Äußeren Rats und städtischer Raithandler, der 1593 seine Frau Regina mit an die Gewähr schreiben ließ. 1595 überließ Johannes Schwartz die Apotheke Bertinus Moller. Er wurde am 31. Jänner 1596 geprüft und leistete den Eid. Bei der Prüfung musste Moller folgende Arzneien anfertigen: Syrupus de hysopo, Species diambrae, Pillulae Cochiae, Unguentum rubrum potabile und Emplastrum dyachilon. Moller starb 1604. Wer die Apotheke nach seinem Tod leitete, lässt sich nicht eindeutig klären. Am wahrscheinlichsten ist, dass Mollers Witwe den Betrieb mit Hilfe eines Provisors weiterführte, was auch die relativ schlechte Beurteilung der Apotheke erklären könnte.

Am 19. Februar 1616 wurde Johann Jakob Fletzer (auch Joannes Jacobus, Hanns Jacob beziehungsweise Fleser, Flescher, Flösser) unter der Leitung des Fakultäts-Subseniors Perckhofer von drei Apothekern geprüft. Fletzer ist von 1618 bis 1625 in den städtischen Steueranschlagbüchern als Hausbesitzer verzeichnet.

Obwohl Fletzer Lutheraner war, findet sich keine Gegenmaßnahme oder Ermahnung bezüglich seines Glaubens. Offensichtlich wurde in Religionsfragen zwischen Provisoren und selbstständigen Apothekern unterschieden, da von ersteren die katholische Glaubenszugehörigkeit streng eingefordert wurde. Bei einer 1620 bei Flesserus (sic!) durchgeführten Visitation wurden einige zusammengesetzte Medikamente (konfekt) beanstandet. Fletzer war der erste Besitzer dieser Apotheke, den die Fakultät 1621 wegen unerlaubten medizinischen Praktizierens beanstandete und aufforderte, derlei Aktivitäten in Hinkunft zu unterlassen. Auch die im August 1624 durchgeführte Visitation verlief keineswegs zufriedenstellend: in keiner anderen Offizin, heißt es im Bericht, seien die Syrupe so schlecht gekocht vorgefunden worden wie im "Weißen Engel".

Fletzer verkaufte 1625, möglicherweise auch wegen eines gewissen Drucks zu konvertieren, an den geprüften vormaligen Hofapotheker Balthasar Bratez. Bratez erhielt für den Kauf Fletzers Apotheke zwar die Genehmigung der medizinischen Fakultät, musste sich aber verpflichten, seine Hofapothekenkonzession an einen Apotheker außerhalb der Stadt zu verkaufen oder sie mit der Konzession der Engel-Apotheke zu vereinigen, da die Fakultät das Entstehen einer elften Stadtapotheke verhindern wollte. In dieser Phase der Verhandlungen schaltete sich Kaiser Ferdinand II. persönlich ein. Der Kaiser ließ die Konzession der Hofapotheke durch die kaiserliche Hofkammer um den unglaublich geringen Betrag von 757 rheinischen Gulden erwerben und schenkte sie den Barmherzigen Brüdern im Unteren Wird "jenseits der Schlagbrücke" (2, Taborstraße 16).

Standort der Apotheke war von 1625 bis 1635 Bognergasse beim Peilertor, Konskriptionsnummer 309/336/227, Hausschild "Zum weißen Engel" (Teilareal von Naglergasse 2/Tuchlauben 1/Bognergasse 1) oder (weniger wahrscheinlich) Konskriptionsnummer 310/337–338/225–226.

Nach seinem Tod 1647 führte seine Witwe Margarethe Bratez, geboren Pieringer, die Apotheke als Witwenbetrieb bis 1650 weiter. Obwohl Bratez in seinem am 14. März 1647 eröffneten Testament seine Häuser seinen Söhnen Wilhelm und Adam vermachte und dem Erstgeborenen das Vorkaufsrecht auf die Apotheke eingeräumt hatte, musste nach seinem Tod der gesamte Besitz zur Deckung der vorhandenen Schulden veräußert werden. Er wollte, offenbar in falscher Einschätzung seiner finanziellen Lage, dass die Apotheke allerweg bei dem Haus (in der Pognergasse nechst dem Peyrerthor) verbleibe und gar nicht abgesondert werde.

Anfang 1650 scheint der am 3. Juli 1642 als Provisor der Bürgerspitalapotheke geprüfte Johann Leonhardt Winheim (auch Winheimer, Winhaim, Winhaimb, Windhaimb und Weinhaim), zweiter Ehemann der Margarethe Bratez, als neuer Besitzer auf. Nach Margarethes Tod vermählte er sich mit deren Nichte Maria Elisabeth, der Tochter des Hans Pieringer. 1650 kaufte er das Apothekenhaus. Er starb vermutlich am 25. August 1662.

Nach seinem Tod führte seine Witwe Maria Elisabeth mit dem aus dem fränkischen Würzburg stammenden, um 1625 geborenen Johann Melchior Zorn (auch Zohrn) die Apotheke weiter. Kurze Zeit später heiratete Zorn die Witwe Maria Elisabeth. Dadurch wird Zorn 1663 Besitzer der Apotheke. Er erwarb sich während der Osmanenbelagerung durch seinen Einsatz als Hauptmann Verdienste und war von 1677 bis zu seinem Tod 1691 Mitglied des Äußeren Rats.

Zorns Sohn Johann Melchior Zorn junior erbte das Haus samt der Apotheke. Auch der jüngere Zorn hatte sich während der Osmanenbelagerung 1683 als junger Fähnrich hervorgetan und erhielt als späte Anerkennung nach vier Jahrzehnten am 3. November 1723 den ritterlichen Adel mit dem Beiwort "von" sowie die Lehensfähigkeit.

Johann Melchior Zorn junior leitete die Apotheke ein Jahrzehnt lang selbst und verpachtete sie 1701 an den aus Triest stammenden und seit langem bei ihm tätigen Apotheker Dominik Ignaz Reinier (Ignatius Reiner). Zehn Jahre danach, am 24. September 1711, kaufte Reinier die Engel-Apotheke um 22.000 Gulden, musste sich aber verpflichten, den Betrieb zurückzugeben, falls Zorns jüngerer Sohn Christoph Melchior Josef den Beruf eines Apothekers ergreifen sollte.

1725 verlegte er die Apotheke in das Haus des Dr. Hoff am Kohlmarkt (beim Peilertor), Konskriptionsnummer 282/302–303/172–173, Teilareal Konskriptionsnummer 173 (Teil von Graben 20/Naglergasse 1). Da Reinier unverheiratet geblieben war und bei seinem Tod am 17. Dezember 1734 auch keine anderen Erben hinterließ, kam die Apotheke laut testamentarischer Verfügung an den Sohn seines Vorgängers, Joseph Melchior Zorn von Löwenfeld. Da dieser den Posten eines niederösterreichischen Regierungssekretärs innehatte, seine Stellung bei der Regierung nicht aufgeben wollte und außerdem kein ausgebildeter Apotheker war, verkaufte er die Apotheke 1735 an den geprüften Apotheker Johann Michael Pauerspach.

Kurz nach dem Sieg von Kolin über die Preußen 1757 wurde den Apothekern durch den Magistrat auf dem Weg über das Gremium unter Bezugnahme auf eine Anordnung des Hofs aufgetragen, ihre Angestellten an den Sonn- und Feiertagen zur Christenlehre ins Professhaus der Jesuiten zu schicken. Pauersbach argumentierte, dass der Sonntag die einzige Freizeit seiner Angestellten sei und bei ihnen ohnedies strenge religiöse Maßstäbe angelegt würden und sie auch mit dem Katechismus hinlänglich vertraut seien. Sein Ansuchen blieb aber ohne Erfolg.

1759, zur Zeit des Siebenjährigen Kriegs gegen den Preußenkönig Friedrich den Großen, zahlte Pauerspach beispielsweise den exorbitanten Betrag von 1.200 Gulden, nach der Apotheke "Zum goldenen Greifen" (mit 2.000 Gulden) den zweithöchsten Betrag aller Apotheken Wiens. Der Apotheker verstarb am 1. April 1768 im (ehemals) Zornschen Haus beym gewesten Bailerthor (Peilertor), ohne ein Testament zu hinterlassen. Dieser Torturm der babenbergischen Burgmauer stand zwischen den Parzellen Tuchlauben 1 und 2 (in der Gegend der porta decumana, des südwestlichen Haupttors des Römerlagers) und bildete die Verbindung zwischen Tuchlauben und Kohlmarkt ( Vorstadt An der langen Mauer). Er wurde 1732, um die Verkehrssituation zu verbessern, abgebrochen.

Die Außenstände der Apotheke beliefen sich auf 18.928 Gulden 58 Kreuzer, davon 10.015 Gulden 18 Kreuzer, die nicht zugeordnet werden konnten. Seine Witwe Maria Theresia von Pauerspach führte bis 1774 die Apotheke als Witwenbetrieb weiter.

1774 kaufte Franz Xaver Kollmann die Apotheke für 28.000 Gulden. Unter seiner Leitung ging der Ertrag der Engel-Apotheke kontinuierlich zurück: hatte er 1775 und 1776 noch jeweils 100 Gulden an Steuern entrichtet, so waren es ab 1777 nur noch 80 Gulden, ab 1783 60 Gulden und 1785 bis 1787 lediglich 55 Gulden pro Jahr.

Kollmann verkaufte die Apotheke am Pauler Thor (das heißt Peilertor) schließlich am 6. April 1792 um die relativ geringe Summe von 16.000 Gulden an Johann Richter. Richter verfügte über kein nennenswertes Vermögen. 1796 forderten sechs Gläubiger eine Gesamtsumme von 24.663 Gulden 52 Kreuzer. Als Richter nicht fähig war zu zahlen, drängten die Gläubiger den Magistrat, die Apotheke zu versteigern, wobei am 25. April 1797 ein Erlös von 16.110 Gulden erzielt werden konnte.

19. Jahrhundert

Ersteigert hatte die Apotheke Leopold Vollgruber, dem am 6. Juli 1797 das Bürgerrecht verliehen wurde. Anfang Mai 1807 kündigte ein nicht näher bekannter Dr. Kofler (als Anwalt oder Vormund?) namens des minderjährigen Hausbesitzers den Mietvertrag für das Apothekenlokal mit der Begründung, dass man das Haus abzubrechen und danach neu zu erbauen beabsichtige. Daraufhin übersiedelte Vollgruber mit seiner Apotheke 1808 ins Haus Konskriptionsnummer 352 ( Am Hof 5, heute Am Hof 6, Konskriptionsnummer 324). Die Apotheker Joseph Wödl ("Zum Straußen", damals in einem auf dem heutigen Areal Freyung 8-9 befindlichen Haus) und Anton Vinzenz Frey ("Zur Sonne", Am Hof 12) erhoben gemeinsam Einspruch gegen diese Standortwahl, da die Engel-Apotheke nun genau zwischen ihren Apotheken lag. Ihr Einspruch blieb aber erfolglos.

1810 wurde der Normalwert der Apotheke trotz der laufenden Geldentwertung mit lediglich 15.000 Gulden festgesetzt. Vollgruber, der die Apotheke 1822 aus gesundheitlichen Gründen veräußerte, verstarb 1823.

Franz Monitschek kaufte die Apotheke am 2. März 1822 um 16.000 Gulden. Nachdem das Gremium am 13. Jänner 1823 vom Magistrat den Auftrag erhalten hatte, die Materialien und Utensilien der Apotheke zu schätzen, ließ Monitschek die Apotheke unter seinem Namen ins Anschreib- und Vormerkbuch der verkäuflichen Apothekengewerbe eintragen.

Bereits am 20. März 1824 unterzeichnete Urban Stephan Meißl einen Kaufkontrakt, der am 24. September vom Magistrat genehmigt wurde, nachdem Meißl seine Befähigung durch Zeugnisse und ein Diplom der Universität Wien nachgewiesen hatte. Gleichzeitig wurde ihm das Bürgerrecht verliehen. Außerdem erhielt Meißl durch die Niederösterreichische Regierung die Bewilligung, die bis dahin "Zum weißen Engel" beschilderte Apotheke in Hinkunft "Meißls Apotheke Zum Engel" zu benennen.

Am 29. März 1838 verkaufte er die Apotheke um 36.000 Gulden an Wenzel Ferdinand Sedlaczek. Knapp zwei Jahre danach zeigte der Schuhmacher und Hausbesitzer Wenzel Sedlaczek senior dem Magistrat an, dass er die nach wie vor im Haus Konskriptionsnummer 324 untergebrachte Apotheke "Zum Engel" von seinem Sohn gekauft habe. Sein Sohn leite den Betrieb allerdings weiterhin als Provisor. Bei dieser Transaktion handelte es sich um eine finanzielle Unterstützung des Sohnes, der damit nicht die Risiken eines Unternehmers zu tragen hatte. Am 20. Mai 1845 teilte Wenzel Ferdinand Sedlaczek der Gremialversammlung mit, dass er das erste Apothekengehilfen-Vermittlungsbureau in Wien gegründet hatte, das er bis 1846 führte und dessen Ertrag in Höhe von 120 Gulden er dem Wiener Apotheker-Unterstützungsverein widmete. Nach dem Tod des Vaters gelangte die Apotheke als Erbe wieder an Wenzel Ferdinand.

Ab 1847 fungierte Sedlaczek als Mitherausgeber der von Martin Ehrmann ins Leben gerufenen "Österreichischen Zeitschrift für Pharmacie", der ersten phamazeutischen Fachzeitschrift Österreichs, die 1863 den neuen Titel "Zeitschrift des Allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines" erhielt. Ehrmann und Sedlaczek organisierten den ersten Kongress der österreichischen Apotheker, an dem 61 Standesangehörige aus allen Teilen der Monarchie teilnahmen. Er fand vom 18. bis 20. September 1848 im Saal des Servitenklosters statt.

1854 übersiedelte Sedlaczek nach Kremsmünster, um die dortige Apotheke zu übernehmen. Die Engel-Apotheke verkaufte er an den damals 40-jährigen Apotheker Eduard Haubner, der vom Magistrat am 30. Oktober 1854 die Betriebsbewilligung erhielt und den Betrieb am 1. Jänner 1855 übernahm. Haubner verstarb im Alter von 62 Jahren am 13. März 1876. Seine Witwe Caroline Haubner wurde als Alleineigentümerin ins Vormerkbuch der verkäuflichen Apothekengewerbe eingetragen und erhielt vom Magistrat am 24. März 1876 die Bewilligung zur Weiterführung der Apotheke als Witwenbetrieb. Bis 1901 wurde die Apotheke von verschiedenen Provisoren geleitet.

Caroline Haubner suchte 1890 um Transferierung der Apotheke ins Haus Bognergasse 13 (heute Bognergasse 9) an, das mit Kaufvertrag vom 26. März 1890 je zur Hälfte ins Eigentum ihrer beiden Töchter Hermine und Eleonore Siebenrock gekommen war. Der Magistrat nahm die Standortverlegung am 28. August 1890 ebenso zustimmend zur Kenntnis wie die Erklärung, dass der Eingang für die Kunden der Apotheke ausschließlich in der Bognergasse vorgesehen sei. Nach einem Lokalaugenschein am 28. März 1891 wurde die Benützungsbewilligung erteilt und die Apotheke konnte am 1. Mai 1891 den Betrieb aufnehmen.

20. Jahrhundert

Am 22. November 1901 wurde durch einen Notariatsakt vom 10. April 1901 ein Eigentümerwechsel in das Anschreib- und Vormerkbuch der verkäuflichen Apothekengewerbe eingetragen. An die Stelle von Caroline Haubner, welche die Apotheke mit Kaufvertrag vom 31. Mai 1901 veräußerte, trat die am 1. Juni 1901 gebildete C. Haubner OHG, deren Gesellschafter drei Kinder der Caroline waren: der k. k. Major in Komorn Eduard Haubner, Eleonore Siebenrock Edle von Wallheim, die mit einem Landesgerichtsrat in Salzburg verheiratet war, und Hermine Siebenrock Edle von Wallheim, deren Gatte k. k. Finanzrat in Wien war. Der Normalpreis wurde mit 20.000 Kronen festgesetzt, als Prokurist Alfred Siebenrock Edler von Wallheim ins Handelsregister eingetragen. Da sämtliche Besitzer keine Pharmazeuten waren, wurde die Leitung Mag. pharm. Karl Klobautschnik übertragen.

Noch im selben Jahr wurde mit dem Abbruch des alten Apothekenhauses begonnen. Mit der Errichtung eines im Stil des Secessionismus konzipierten Neubaus auf der schmalen, bis in die Naglergasse reichenden Parzelle, betrauten die Eigentümer die Architekten Oskar Laske und Viktor Fiala. Standort war Bognergasse 9, Naglergasse 10.

Während der Bauzeit wurde, um den Betrieb nicht unterbrechen zu müssen, im Haus Goldschmiedgasse 10 ein Ausweichquartier bezogen. Das Portal der heutigen Apotheke, die seit 1902 im Neubau untergebracht ist, ist mit einem berühmten, von Laske im Jugendstil gestalteten Mosaik geschmückt, das, bezugnehmend auf den Schildnamen, einen Engel darstellt. Die Fassade gehört zu den dekorativsten Beispielen der Verwendung figuraler Jugendstilelemente bei der Fassadengestaltung von Wohn- und Geschäftshäusern in Wien und ist eines der seltenen Beispiele für die Inspiration einer künstlerischen Dekoration durch ein Apothekenschild.

Als Klobautschnik im Dezember 1906 die Leitung der Apotheke zurücklegte, folgten ihm Mag. pharm. Leonhard Pech und im Dezember 1908 Mag. pharm. Paul Senft. Am 20. Oktober 1914 übernahm Dr. phil. Mag. pharm. Alfred Siebenrock Edler von Wallheim, Sohn beziehungsweise Neffe der Besitzer, als Pächter die Apotheke. Er leitete sie bis 1920.

Zuvor am 5. Dezember 1919 kam es zu einer Veränderung: bei gleichzeitiger Löschung der Prokura für Alfred Siebenrock trat dieser als Gesellschafter ein, wobei sein Gesellschaftsanteil (bei Senkung der Anteile der übrigen von einem Drittel auf je drei Zehntel) mit einem Zehntel festgesetzt wurde. An die Stelle des am 19. März 1921 verstorbenen Gesellschafters Eduard Haubner traten am 27. September dessen Witwe Maria und deren Tochter Charlotte, die nunmehr je einen 3/20-Anteil besaßen.

Im Jahr 1936 ergaben sich folgende Eigentumsverhältnisse: Maria Haubner und Hermine Haubner besaßen je drei Zehntel, Mag. pharm. Dr. Alfred Siebenrock vier Zehntel des Betriebes. Als die damals 32-jährige Angestellte Mag. Marga(rethe) Matzel am 1. Juli 1937 als Gesellschafterin in die OHG eintrat, wurde sie gemeinsam mit Dr. Alfred Siebenrock, den sie am 17. Juli 1938 heiratete, zeichnungsberechtigt. Durch Schenkungsvertrag vom 7. Oktober 1939 kam die Haushälfte der Eleonore Siebenrock an Robert, und von diesem am 3. September 1945 an Hilde Siebenrock sowie am 30. Juni 1945 der Hausanteil der Hermine an Dr. Leo Siebenrock. Nach dem Ableben der Hermine Siebenrock kam es am 30. Juni 1945 zu einer neuen Aufteilung der Gesellschaftsanteile: Marie Haubner besaß nun (einschließlich der für Charlotte Haubner verwalteten Anteile) drei Zehntel und Dr. Alfred Siebenrock sieben Zehntel des Gesellschaftsvermögens. Als Marie Haubner einige Jahre später verstarb, fiel ihr Anteil von drei Zehntel an die Tochter Charlotte. Mit den Angehörigen der Familie Haubner-Siebenrock gehört auch die Engel-Apotheke zu jenen Betrieben der Innenstadt, die über ein Jahrhundert von 1854 bis 1969 im Besitz einer Familie waren.

Im Jahr 2000 war als Konzessionsinhaberin der Apotheke Mag. pharm. Monika Braun eingetragen.

Besitzerliste

  • 1441–1470 wahrscheinlich Ulrich Vogler
  • 1470–1568 unbekannt
  • 1568 – um 1570 Matthias Schwartz
  • 1572–1586 Wolfgang Herold (Ehe mit der Witwe Sophie Schwartz), † 14. Juli 1586
  • 1586–1590 Sebastian Götz (Ehe mit der Witwe Sophie Schwartz), † 1590
  • 1590–1595 Johannes Schwartz (Stiefsohn)
  • 1595–1604 Bertinus Moller (Besitzübertragung), † 1604
  • 1604–1618 unbekannt (Witwenbetrieb?)
  • 1618–1625 Johann Jakob Fletzer (1616 Prüfung als Provisor [des Witwenbetriebs ?])
  • 1625–1647 Balthasar Bratez (Kauf; vormals Hofapotheker), † 4. Februar 1647
  • 1647–1650 Margarethe Bratez, geboren Pieringer (Witwenbetrieb)
  • 1650–1662 Johann Leonhard Winheim, † 25. August 1662
  • 1662–1663 Maria Elisabeth Winheim, geboren Pieringer (Witwenbetrieb), * um 1629, † 12. November 1679
  • 1663–1691 Johann Melchior Zorn senior (Ehe mit der Witwe), * um 1625 Würzburg, † 5. Oktober 1691
  • 1691–1711 Johann Melchior Zorn junior (Erbe)
  • 1711–1734 Dominik Ignaz Reinier (Kauf, zuvor ab 1701 Pächter), † 17. Dezember 1734
  • 1734–1735 Joseph Melchior Zorn von Löwenfeld (Sohn Johann Melchiors, Erbe Reiniers)
  • 1735–1768 Johann Michael Pauerspach (Kauf), * vor 1410 Wien, † 1. April 1768
  • 1768–1774 Maria Theresia Pauerspach (Witwenbetrieb), † 12. März 1778
  • 1774–1792 Franz Xaver Kollmann (Kauf)
  • 1792–1797 Johann Richter (Kauf)
  • 1797–1822 Leopold Vollgruber (Kauf bei Versteigerung), * 1757, † 1823 Wien
  • 1822–1824 Franz Monitschek (Kauf)
  • 1824–1838 Urban Stephan Meißl (Kauf)
  • 1838–1854 Wenzel Ferdinand Sedlaczek (Kauf; 1854 Übersiedlung nach Kremsmünster)
  • 1854–1876 Eduard Haubner (Kauf), * 1814, † 13. März 1876
  • 1876–1901 Caroline Haubner (Witwenbetrieb)
  • 1901–? C. Haubner OHG
  • 1914–1920 Alfred Siebenrock Edler von Wallheim (Pächter)
  • … 2000 … Konzessionärin Mag. pharm. Monika Braun

Standorte

  • … 1568/1572 … Lichtensteg 3/Kramergasse 13
  • … um 1616/1625 Färbergasse beziehungsweise Unter den Spenglern
  • 1625–1635 Bognergasse beim Peilertor, Konskriptionsnummer 309/336/227, Hausschild "Zum weißen Engel" (Teilareal von Naglergasse 2/Tuchlauben 1/Bognergasse 1) oder (weniger wahrscheinlich) Konskriptionsnummer 310/ 337–338/225–226
  • 1635–1725 Bognergasse beim Peilertor, Konskriptionsnummer 310/337–338/225–226 (Bognergasse 1)
  • 1725–1807 Kohlmarkt (beim Peilertor), Konskriptionsnummer 282/302–303/172–173, Teilareal Konskriptionsnummer 173 (Teil von Graben 20/Naglergasse 1)
  • 1808–1891 Am Hof 6 (ehemalige Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe, nach dem Zweiten Weltkrieg Neubau für die Verbundgesellschaft), Teil (Konskriptionsnummer 324/352)
  • 1891–1901 Bognergasse 9/Naglergasse 10
  • 1901–1902 (Ausweichquartier während des Hausneubaues) Goldschmiedgasse 10
  • seit 1902 Bognergasse 9/Naglergasse 10

Apothekenschild

  • 1588 "Ad angelum album" beziehungsweise "Apud album angelum"
  • 1591 "Ad signum albi angeli"
  • spätestens 1595–1824 "Bey dem weissen Engel" (ab dem 17. Jahrhundert auch "Zum weißen Engel")
  • 1824–1838 "Meißl’s Apotheke Zum Engel"
  • 1838 – spätestens 1860 "Zum Engel"
  • spätestens seit 1860 "Zum weißen Engel"

Literatur

  • Felix Czeike: Geschichte der Wiener Apotheken, Die Apotheken im heutigen ersten Wiener Gemeindebezirk. Innsbruck: Studienverlag. Band 50, 2010, S. 305-341
  • Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S. 22 ff.
  • Felix Czeike: Die Apotheke "Zum weißen Engel" in der Bognergasse. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 28. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1973, S. XXXV