Baumgartner Friedhof

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Gräber am Baumgartner Friedhof (1966)
Daten zum Objekt
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48° 12' 7.07" N, 16° 16' 55.47" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der neue Baumgartner Friedhof (14., Waidhausenstraße 52) in der Ried Unterwaidhausen wurde 1874 angelegt und am 31. Oktober 1874 geweiht, da der alte Ortsfriedhof geschlossen werden sollte (die letzte Bestattung erfolgte 1876). Der Friedhof ist 237.594 Quadratmeter groß und verfügt über rund 33.200 Grabstellen. Eine Besonderheit ist die Christusstatue aus dem Jahr 1903, die vom Stadtbaumeister Josef Münster gespendet wurde.

Geschichte

Errichtung und erste Erweiterung des Friedhofs

Die erste Beerdigung fand am 11. November 1874 statt, die der zehn Monate alten unehelichen Tochter der Magd Anna Gatterbauer, Theresia. Bereits 1877 musste der Friedhof erstmals erweitert werden.

Zusammenlegung mit dem Friedhof der Pfarre Reindorf und zweite Erweiterung

1871 planten die zur Pfarre Reindorf gehörenden Ortsgemeinden Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim, die ihre Verstorbenen auf dem Schmelzer Friedhof bestatteten, im Flurgebiet Breitensee einen Friedhof zu errichten, was jedoch am 27. September 1871 vom Ministerium für Inneres untersagt wurde.

Am 10. Oktober 1874 verordnete der Magistrat die Schließung der Kommunalfriedhöfe, per Erlass des Statthalters vom 22. Dezember 1874 wurde die Bestattung auf dem Schmelzer Friedhof ab dem November 1879 untersagt. Gegen die Sperre des Friedhofs erhoben die Bewohnerinnen und Bewohner aus Rudolfsheim, Fünfhaus und Sechshaus Einspruch, da ihnen der Weg zum Zentralfriedhof zu weit erschien.

In der Folge wurde von den drei Gemeinden in Baumgarten ein Grundstück im Ausmaß von sechs Joch 486 Quadratklaftern erworben, das teils zum bestehenden Baumgartner Friedhof gehörte, teilweise an ihn anstieß. Nach der Schließung des Schmelzer Friedhofes wurde diese Fläche aufgrund einer "provisorischen Bewilligung" als Begräbnisstätte für ihre verstorbenen Gemeindeangehörigen benützt. 1876 überführte man die auf dem Schmelzer Friedhof begrabenen Leichen auf den Baumgartner Friedhof.

Aufgrund eines am 30. April 1884 getroffenen Übereinkommens wurde ein "gemeinsamer Friedhof in Baumgarten" geschaffen, der nunmehr für die Bestattung von Verstorbenen aus den Gemeinden Baumgarten, Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim zur Verfügung stand. Dabei wurde festgelegt, dass die von der Pfarre Reindorf eingesegneten Toten in einem verschlossenen Wagen auf einer festgelegten direkten Route auf den Friedhof überführt werden mussten.

1888 wurden die Leichen des an den Schmelzer Friedhof angrenzenden Neulerchenfelder Friedhofs, der ebenfalls 1874 geschlossen worden war (die letzte Beisetzung fand am 31. Jänner 1876) exhumiert und auf den Baumgartner Friedhof in ein Massengrab überführt.

Dritte und vierte Erweiterung des Friedhofs

1894 wurde eine dritte Erweiterung des Friedhofs durchgeführt, die im November 1893 genehmigt worden war und 10.566 Quadratmeter umfasste. Damit konnten zusätzliche Schachtgräber sowie 678 eigene Gräber errichtet werden.

Bereits im Juni 1895 wurde die vierte und letzte Erweiterung des Baumgartner Friedhofes im Ausmaß von 42.179 Quadratmetern genehmigt, die jedoch aufgrund eines Enteignungsverfahrens erst 1897 vollendet werden konnte. Im selben Jahr wurde ein zwischen dem alten und dem neuen Friedhof liegender Grundstreifen im Ausmaß von zirka 3.300 Quadratmetern zu Friedhofszwecken angekauft.

1898 erfolgte die Bewilligung zur jährlichen Ausschmückung und Beleuchtung des Massengrabes, in dem die exhumierten Leichen des Neulerchenfelder Friedhofs bestattet worden waren, zu Allerheiligen und Allerseelentag. 1900 wurde der Ankauf eines Grabkreuzes bewilligt für das gemeinsame Grab der vom alten Baumgartner Friedhof überführten Leichen.

Zusätzliche Erweiterungen

Obwohl der Friedhof bereits mehrmals erweitert worden war und Ende 1904 die für Friedhofszwecke zur Verfügung stehende Fläche 107.303 Quadratmeter betrug, hatte er keine Reserveflächen mehr, um die aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl zu erwartenden Verstorbenen aufzunehmen. Daher wurde ab 1905 ein weiteres Mal wegen einer Erweiterung verhandelt, die nur durch eine 1905 bei der k. k. niederösterreichischen Statthalterei beantragten Enteignung der zur Erweiterung erforderlichen Grundstücke im Ausmaß von 35.532 Quadratmetern erzielt werden konnte.

Durch einen zusätzlichen Ankauf von Grundstücken wurde 1906 und 1907 die Möglichkeit zur Erweiterung des Friedhofes geschaffen. Dieser Erweiterungsteil wurde am 30. Oktober 1907 geweiht. Bereits ein Jahr später, 1908, wurden weitere Gründe zur Friedhofserweiterung angekauft und der Friedhof nach der Genehmigung 1912 dieses Erweiterungsteils vergrößert und 1913 erstmals belegt. 1913 wurde ein weiteres Grundstück erworben und die Erweiterung des Friedhofes im Mai 1915 durchgeführt.

Der Friedhof gelangte am 1. März 1910 in das Eigentum der Gemeinde Wien.

Um die Platznot zu mildern, wurde im August 1919 eine neuerliche Erweiterung des Friedhofes genehmigt sowie die Vergabe eigener Gräber an Nichtzugewiesene und die Vergabe solcher Gräber bei Lebzeiten nicht mehr gestattet.

In den folgenden Jahren versuchte man mit unterschiedlichen Maßnahmen, die immer noch vorhandene Platznot zu bewältigen. Da zu wenig Reihengräber vorhanden waren, musste ihre Vergabe Mitte 1945 eingestellt werden und erst 1947 konnten heimgefallene Gräber wieder zugewiesen werden. Ab 1950 wurden neue Urnengräber vergeben, die 1948/1949 angelegt worden waren. 1952 wurden Erweiterungsflächen widmungsmäßig sichergestellt und die aufgelassenen Schachtgräber der Gruppen O und P ab Juni 1953 als "Eigengräber" neu vergeben. Durch Aufschließungsarbeiten auf den Erweiterungsflächen konnten 1953 und 1961 neue Grabstellen vergeben werden. 1962 wurden der von Kleingärtnern freigemachte Erweiterungsteil, den diese 1920 und 1921 zur Anlage von Kleingemüsegärten und Haltung von Kleintieren erhalten hatten, sowie bereits bestehende Erweiterungen eingefriedet. 1963 wurde der Friedhof nochmals durch Neueinfriedung von Erweiterungsflächen um 17.560 Quadratmeter vergrößert und 1964 ein neuer Urnenhain errichtet. 1967 wurde ein Teil der südlichen Erweiterungsfläche zu Flach- und Urnengräbergruppen umgestaltet und 1976 wurden zusätzlich neue Gräbergruppen angelegt.

Schrägluftaufnahme des Baumgartner Friedhofs, 25. Juli 1967

Ab 1. Dezember 1970 wurde für den Friedhof Baumgarten und fünf weitere Friedhöfe ein zentraler Einsegnungsdienst der römisch-katholischen Kirche eingeführt.

Gegenwärtiger Zustand

Der Baumgartner Friedhof ist gegenwärtig (2024) der fünftgrößte der Stadt Wien. An der Friedhofsmauer liegt eine Reihe alter Grüfte aus der Zeit der Friedhofsgründung; in der Friedhofshauptachse dominieren Grüfte aus den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts, die Zeugnis ablegen von der Wohlhabenheit der Gewerbetreibenden der Vororte; in den übrigen Abteilungen sieht man überwiegend schlanke klassizistische Stelen.

Bauten auf dem Friedhofsgelände

1902 genehmigte der Gemeinderat die Errichtung eines Totengräberhauses und einer gedeckten Wartehalle (Wartesaal und Aufbahrungsraum), zudem sollte das bestehende Totengräberhaus adaptiert werden und eine gedeckte Zufahrt zwischen dem alten und dem neuen Gebäude errichtet werden. Am 28. August 1903 wurde die Benützung dieser Gebäude bewilligt.

1905 wurde die Aufstellung von Bänken auf dem Friedhof neu geregelt und mussten nunmehr vom Magistratischen Bezirksamt des 13. Bezirks bewilligt werden. Bänke, die den Verkehr oder die Belegung der Gräber behinderten, mussten in der Folge entfernt werden.

Auch die gärtnerische Gestaltung unterlag der Genehmigung. 1908 wurde der neue Friedhofsteil dementsprechend gärtnerisch gestaltet und schließlich mit 1. März 1910 die Eigenregie eingeführt.

1911 wurde der 1903 errichtete Wartesaal vergrößert und 1912 von Stadtrat eingeforderte unentgeltliche Orientierungspläne für den Friedhof verteilt.

Während des Ersten Weltkriegs sank aufgrund der militärischen Einberufungen die Zahl der Friedhofsbediensteten und als Ersatz wurden Kriegsgefangene zur Durchführung des Beerdigungsdienstes und sonstiger Friedhofsarbeiten eingesetzt. Insgesamt wurden den Friedhöfen Baumgarten, Ottakring und Hernals dafür 33 Gefangene zugewiesen.

1920 gestattete die Friedhofsverwaltung den Angestellten des Baumgartner Friedhofs im nicht zur Belegung kommenden Erweiterungsteil die Anlage von Kleingemüsegärten und 1921 die Haltung von Kleintieren, höchstens jedoch eine Ziege, fünf Hühner und ein Hahn sowie zwei Zuchtkaninchen. Dieser Erweiterungsteil wurde erst 1962 freigemacht und in den Friedhof einbezogen.

1922 wurde auf Kosten der Städtischen Leichenbestattung die Aufbahrungshallen, die sich auf der linken Seite der Einfahrtshalle befand, umgestaltet und zur alleinigen Benützung überlassen. Sie mussten sie jedoch privaten Leichenbestattungsunternehmen gegen Entrichtung der im Tarif festgesetzten Gebühren überlassen. Bereits 1924 wurde das Aufbahrungsgebäude neuerlich umgestaltet, indem die bis dahin für den Durchgangsverkehr genutzte Einfahrtshalle unter gleichzeitiger Errichtung eines Vorraumes in einen Aufbahrungsraum umgewandelt wurde.

1929 wurde der Bau eines Torwächterraumes und 1933 ein Zubau zum Verwaltungsgebäude bewilligt. Zwischen 1939 und 1940 wurden neuerlich Entwässerungsarbeiten (Drainagierungen) durchgeführt und nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen 1945 und 1951 Schäden am Wohngebäude, an Dächern und Wegen behoben sowie 1948/1949 zusätzlich das Verwaltungs- und Aufbahrungsgebäude vergrößert.

Da sich die Aufbahrungshallen als nicht mehr praktikabel erwiesen, wurden sie im August 1966 abgebrochen und nach Plänen des Architekten Josef Strelec nach den 1964 anlässlich der Neugestaltung des Aufbahrungsraumes im Jedleseer Friedhof festgelegten Grundsätzen von Architekt Erich Boltenstern neu errichtet. Wie bei etlichen anderen Friedhöfen übernahm der Maler Hermann Bauch die künstlerische Ausgestaltung der Zeremonienräume. 1967 waren die Arbeiten abgeschlossen und ab 27. November 1967 konnten die neuen Aufbahrungshallen benützt werden.

Im Zuge von Instandsetzungsarbeiten wurde im Aufbahrungsraum in der Aufbahrungshalle 2 eine mit einer elektrohydraulischen Versenkungseinrichtung ausgestattete Aufbahrungstumba aufgestellt und seit 23. Juli 1973 ist somit die Abhaltung von Kremationsfeiern in dieser Halle möglich. 1976 wurde die Verlegung des Trägerraumes aus dem Bereich der beiden Aufbahrungshallen beschlossen. 1993 bis 1995 wurden die Aufbahrungshallen und Zeremonienräume renoviert und umgestaltet.

An der nördlichen Friedhofsbegrenzung wurde 1990 eine neue Einfriedung aus Betonfertigteilen errichtet.

2008 erfolgte ein Umbau des Wirtschaftsgebäude, das zudem einen Zubau erhielt. 2015 bis 2017 wurden die Zaunanlagen erneuert und im Zuge dessen 2016 eine Schrankenanlage errichtet.

Christusstatue

Die Christusstatue (von Andreas Halbig) war ursprünglich für den Dom in Gran (Ungarn) bestimmt; die vom Kardinal Simon, Primas von Ungarn, in Auftrag gegebenen Statuen (Christus und die zwölf Apostel) wurden von seinem Nachfolger nicht übernommen, sodass es zu einem gerichtlichen Ausgleich kam. Nach dem Tod Halbigs ließ dessen Witwe die Apostelstatuen, für die keine Verwendung bestand, zerschlagen, der Christus fand in einem Gastgarten (14., Hadikgasse 20) Aufstellung. 1903 erwarb sie Stadtbaumeister Josef Münster und spendete sie schließlich, da ein Kirchenbauvorhaben nicht zustande kam, für den Baumgartner Friedhof. 1998 wurde sie renoviert.

Baumgartner Friedhof (Christusfigur), 1906

Gräberhain

Seit 1976 besitzt der Baumgartner Friedhof über Initiative des Bezirksmuseums Penzing einen Grabsteinhain (Gruppe N), in dem kulturhistorisch wertvolle beziehungsweise anderweitig interessante Grabsteine nach Auflassung der betreffenden Grabstätten aufgestellt sind. Das Österreichische Schwarze Kreuz errichtete 1954 ein Denkmal.

Siehe auch: Baumgartner Friedhöfe, Baumgartner Friedhof (1786-1896), Friedhöfe.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 119 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Heinrich AlbrechtPathologe
Bakteriologe
24 Juni 186628 Juni 1922
Maximilian AschingerSchriftsteller
Heimatforscher
24 Januar 189118 November 1951
Stefanie AusterwegerElektrotechnikerin21 August 192729 November 2011Gruppe 48;Reihe 4;Nummer 36
Stephan AvedigArzt19 August 180429 März 1883Grab 8 Nr. 430
Harald BauerArchitekt29 Juli 19011 August 1990Gruppe 13, Nummer 109
Otto Bauer (Kommunalpolitiker)Politiker22 Juni 192722 Juli 2020Gruppe L1, Nummer 52
Max BeierZoologe6 April 19034 Juli 1979Gruppe 17, Nummer 109
Franz BinderFußballer1 Dezember 191124 April 1989Gruppe 30, Nummer 11
Johannes BischkoArzt5 August 19225 November 2004Gruppe 27, Grab 77A
Josef BischkoGemeinderat
Bezirksvorsteher-Stellvertreter
25 Februar 189731 Juli 1958Gruppe 27, Nr. 77a
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Quellen

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 141 f.
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 63 f.
  • Günther Haberhauer: Gräber von Persönlichkeiten auf dem Baumgartner Friedhof. In: Penzinger Museumsblätter 47. Wien: Museumsverein Penzing 1962- lfd., S. 5 ff.
  • Karl Koller: Der alte Baumgartner Friedhof. In: Penzinger Museumsblätter 47. Wien: Museumsverein Penzing 1962- lfd., S. 3 f.
  • Neuigkeits-Weltblatt, 01.01.1933
  • Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992, S. 78-83
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 252-255

Weblinks