Margaretenstraße
48° 11' 25.50" N, 16° 21' 24.66" E zur Karte im Wien Kulturgut
Margaretenstraße (4., 5.), benannt (nach 1900) nach der gleichnamigen Vorstadt, eine der wichtigsten Ausfallstraßen; der Verkehrsweg lässt sich ab etwa 1700 nachweisen und bildete damals als "Neuwiedner Hauptstraße" die Hauptachse eines eigenen Vorstadtbereichs, der Neuen Wieden. Der mittlere Abschnitt (zwischen Margaretenplatz und Reinprechtsdorfer Straße) hieß im 18. Jahrhundert Gries Gasse, der Abschnitt bis zum Linienwall Ziegelofen Gasse (1862 Obere Bräuhaus Gasse). Als 1850 im untersten Teil der aus dem 17. Jahrhundert stammende Adlerhof (beim heutigen Rilkeplatz) abgetragen wurde, entstand die Adlergasse, die 1862 in die Margaretenstraße einbezogen wurde; damit erhielt die Margaretenstraße eine Verbindung zur Wiedner Hauptstraße. Der gesamte Straßenzug erhielt erst mit 25. April 1901 (Stadtrat) durch die Einbeziehung der Griesgasse und der Oberen Bräuhausgasse die einheitliche Benennung Margaretenstraße. Der zum 4. Bezirk gehörende Teil endet bei der Kettenbrückengasse beziehungsweise Kleinen Neugasse; 1914 erfolgte eine Verlängerung durch den zwischen Johannagasse und Margaretengürtel liegenden Teil der Bräuhausgasse.
Gebäude
- Nummer 2-4: Wohnhaus mit frühhistoristischer Fassade, erbaut 1851 von Anton Ölzelt.
- Nummer 5: späthistoristisches Wohnhaus ( Adlerhof, erbaut 1897 von Franz Neumann (aus der Spätphase seines Wirkens).
- Nummer 9 (Schleifmühlgasse 10): Wohnhaus "Zum grünen Adler" mit spätklassizistischer Fassade, gewölbter Einfahrt und freitragender Stiege, erbaut 1842/1843 von Carl Schröder für den Fleischhauermeister Joseph Christian Ettenreich (damals "Zur heiligen Dreifaltigkeit"). Gedenktafel zur Erinnerung an das Attentat auf Franz Joseph I. (1853).
- Nummer 20: späthistoristisches Miethaus mit plastisch durchgegliederter Fassade, erbaut 1897/1898 von Ferdinand Seif.
- Nummer 22: Wohnhaus, erbaut 1912 von Arthur Baron. Nummer 31 (Waaggasse 14): in einer Fassadennische des Neubaus unter barockem Baldachin und in barocker Umrahmung Hauszeichen "Maria mit Kind" (Maria von Montserrat).
- Nummer 24: Schikanederkino.
- Nummer 39: "Zum grünen Hahn".
- Nummer 45: späthistoristisches Miethaus "Zur Krönung Mariens" (unter dem Eckerker Marienkrönungsgruppe mit Putti, viertes Viertel 18. Jahrhundert); im Treppenhaus steinerne Madonna mit Kind (Ende 17. Jahrhundert?), im Hof Steinfigur des heiligen Johannes Nepomuk (Anfang 19. Jahrhundert).
- Nummer 48: Biedermeierwohnhaus, erbaut 1825.
- Nummer 70: Eisenhof.
- Nummer 75: Apotheke "Zur heiligen Margareta".
- Nummer 77-79 (Margaretenplatz 2-3, Schloßgasse 21-23): ehemaliges Margaretner Schloss.
- Nummer 78: Monumentales Miethaus, erbaut 1913/1914 nach Plänen von A. Karl von Kèly; Betonung der Hauptgeschoße durch pilasterartige Wandvorlagen und "bay-windows" (eine Art von Erkerfenstern); repräsentatives Beispiel des Wiener Neoklassizismus. Hier befand sich von 1911 bis 1919 das Margaretner Bürger Kino.
- Nummer 84: Jubiläumshof.
- Nummer 86: Margaretenhof.
- Nummer 100: secessionistisches Wohnhaus, erbaut 1902 von Hans Schimitzek (1902; für L. und C. Eberhard); Fassadenverkleidung mit grünen und roten Klinkerziegeln, im Stiegenhaus Ätzglasfenster mit Blumenmotiven.
- Nummer 105 (Pannaschgasse 6): Maria-Restituta-Hof.
- Nummer 127: Schlösslkino.
- Nummer 141: Seelsorgestation St. Johannes der Täufer; beiderseits des Eingangs Natursteinreliefs von Franz Barwig dem Jüngeren (1965; Lebensbaum; Kreuz mit Weinreben), über dem Portal Lamm mit "Ecce Agnus Dei".
- Nummer 155-157: Franz-Domes-Hof, städtische Wohnhausanlage.
- Nummer 166: Eisenbahnerheim, erbaut 1912/1913 von Hubert Gessner. Volkskino (Margareten).
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-9 und gerade ONr. 2-16: Pfarre St. Karl; ungerade ONr. 11-35 und gerade ONr. 18-42: Pfarre Paulaner; Rest: Pfarre Margareten
- ab 1866: ungerade ONr. 1-9 und gerade ONr. 2-16: Pfarre St. Karl; ungerade ONr. 11-45 und gerade ONr. 18-52: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. ab 47 und gerade ONr. ab 54: Pfarre Margareten
- ab 1901: 1901 durch die Griesgasse und Obere Bräuhausgasse verlängert, diese Verlängerung: Pfarre Margareten
- ab 1906: ONr. 1-49 und gerade ONr. 26-52: Pfarre Paulaner; gerade ONr. 2-24: Pfarre St. Karl; ungerade ONr. 51-143 und gerade ONr. 54-150: Pfarre Margareten; ungerade ONr. ab 145: Pfarre Neu-Margareten
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 171 f.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 181, 225
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 316 ff. (4. Bezirk), 483 ff. (5. Bezirk)
- Wolfgang Mayer: V. Margareten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 5), S. 32 ff.
- Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1901, S. 76
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 157 ff., 187 f.
- Werner W. Weiss: Die Kuffner-Sternwarte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 24), S. 36 ff.