Döblinger Friedhof

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Döblinger Friedhof, Luftaufnahme von 1961.
Daten zum Objekt
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48° 14' 18.85" N, 16° 19' 43.00" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Döblinger Friedhof (19., Hartäckerstraße 65) wurde 1885 geweiht und löste den bis 1885 belegten Döblinger Ortsfriedhof ab. Der Friedhof ist 49.981 Quadratmeter groß und verfügt über rund 6.400 Grabstellen. Besonderheiten sind das 6 Meter hohe Friedhofskreuz mit vergoldetem Christus und die muslimische Abteilung, die für die Soldaten der bosnischen Regimenter der Monarchie errichtet wurde.

Geschichte

Der mit Bescheid der k. k. Bezirkshauptmannschaft Hernals vom 28. April 1880 den Gemeinden Ober- und Unterdöbling bewilligte Friedhof an der Türkenschanze wurde am 10. Juni 1885 durch den Oberdöblinger Pfarrer Hulesch eingeweiht und stand allen Konfessionen offen. Das 7,5 Joch große Areal in der Form eines Rhomboids wurde von den Architekten Avanzo und Lange geplant.

Der neue Friedhof wurde zur bevorzugten Begräbnisstätte des Großbürgertums (Gruftwand mit prachtvollen Gruftanlagen; Grabtempel der Familie von Klimburg) sowie berühmter Künstler, Wissenschaftler, Industrieller und Politiker. Neben konfessionellen Minderheiten und den Toten der beiden Gemeinden Ober- und Unterdöbling fanden auf dem Döblinger Friedhof auch Verstorbene der Stadt Wien ihre letzte Ruhe, da viele Wienerinnen und Wiener nicht auf dem Zentralfriedhof bestattet werden wollten und die Vorortgemeinden dadurch große Gewinne erzielen konnten.

Daneben gab es ab 1888 auch eine Israelitische Abteilung (an der linken Seitenmauer; Erweiterung 1906) und ab 1894 eine muslimische Abteilung im Umfang von 404,4 m² mit 40 Einzelgräbern, jene war bestimmt für die Soldaten jener bosnischen Regimenter, die in Wien ihre Garnison hatten, nachdem mit Erlass des k. u. k. Reichs-Kriegsministeriums vom 22. Dezember 1891 die Beerdigung der in der Garnison Wien verstorbenen Militärangehörigen islamischen Glaubens nach dem Ritus dieser Religion zu erfolgen hatte; Erweiterung 1900.

1898 genehmigte der Stadtrat das vom Stadtbauamt vorgelegte Projekt für die Einteilung der Gräber, 1899 die Zuleitung des Hochquellenwassers und 1900 die Erweiterung der muslimischen Abteilung um 157 m² zur Errichtung von 32 Einzelgräbern sowie die Anlage von sieben Gräbern in der bereits bestehenden Begräbnisstätte.

1899-1902 wurde der Friedhof erweitert, ebenso 1906 (von 9.334 m² auf 57.271 m²) und 1911. Im Jahr 1908 wurde die Renovierung des Leichenhauses sowie der Bau einer Einsegnungskapelle abgeschlossen. 1917 wurde der Grinzinger Friedhof als Ersatz für den nicht mehr erweiterungsfähigen Döblinger Friedhof bestimmt. 1920 verzichtete das Staatsamt für Heereswesen auf weitere Grabstellen für Muslime, der zuständige Gemeinderatsausschuss genehmigte am 17. Juni 1920 die Anlage eigener Gräber und Grüfte auf dem freigewordenen Friedhofsteil. 1925 wurde die Leichenhalle umgestaltet und ein zweiter Aufbahrungsraum eingerichtet. Der alte Ortsfriedhof wurde in den Jahren 1927 bis 1928 in den Strauß-Lanner-Park umgewandelt. 1929-1931 kam es zu einer nochmaligen Erweiterung des Friedhofs.

In den Jahren 1945 bis 1954 erfolgten Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten an der Aufbahrungshalle, dem Verwaltungsgebäude und den Arkaden. 1959 wurden die Aufbahrungskojen für Urnen neu eingerichtet. Infolge der 1961 in alten Gräberfeldern durchgeführten Sanierungsarbeiten war die Rückgewinnung und Neuvergabe heimgefallener und verwahrloster Grabstellen möglich. Die Beisetzkammer erhielt 1969 eine Kühlanlage. 1971/1972 wurde die Aufbahrungshalle umgebaut, für die Ausgestaltung des Aufbahrungsraums legte der Architekt Erich Boltenstern die Pläne vor; die Rückwand der Apsis, in der sich der Altar befindet, gestaltete Hermann Bauch. Ab nun waren in dem Aufbahrungsraum, der 160 Personen Platz bietet, Kremationsfeiern möglich. Die Freigabe für die Benützung erfolgte am 25. Juni 1972.

1973 konnte durch die Rückgewinnung von verwahrlosten, auf Friedhofsdauer gewidmeten Grabstellen neue Gräber vergeben werden.

Kultur- und Kunstgeschichte

Dieser Friedhof ist die letzte Adresse des Großbürgertums, das sich hier sehr prunkvoll und aufwendig darstellt. Bemerkenswert sind der antike Grabtempel der Familie von Klimburg und die Gruftwand mit den riesigen, prachtvollen Grüften. Geschmackvoll sind auch die neueren Gräber im Stil des Klassizismus, ein dominantes Motiv ist jenes der zerbrochenen Säule.

Plan der Arkadengrüfte, 1906.

57 Gräber wurden ehrenhalber gewidmet, und entsprechend groß ist die Zahl bedeutender Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Gräber berühmter Persönlichkeiten


Siehe auch: Döblinger Friedhöfe, Döblinger Pfarrfriedhof, Döblinger Ortsfriedhof, Friedhöfe.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 285 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Klaus AggermannArchitekt7 November 193530 Januar 2021Gruppe 37, Reihe 3, Nummer 44
Gustavalexander.jpgGustav AlexanderOtologe
Chirurg
18 Dezember 187312 April 1932I4/1A/1A
Karl Angerer (Chemigraph)Chemigraph
Reproduktionstechniker
Industrieller
13 Juni 183814 Februar 19168/10
Hans Friedrich August von ArnimAltphilologe14 September 185925 Mai 19312/3/3
Rudolf AuspitzVolkswirtschaftler
Politiker
Industrieller
7 Juli 18378 März 1906Gruppe I1, Reihe G1, Nummer 13
Luise George BachmannSchriftstellerin20 August 190317 Juni 1976
Josefvonbaechle.jpgJosef von BaechleHausbesitzer
Landesschulrat
Politiker
21 Mai 186811 Mai 1933
Ida BarberSchriftstellerin
Journalistin
Frauenrechtlerin
4 September 18425 Oktober 1931Gruppe I1, Reihe G2, Nummer 32
Paul BarnaySchauspieler
Schriftsteller
Theaterdirektor
27 März 188413 Juni 1960
Rosy BarsonySchauspielerin5 Juni 190923 März 1977Gruppe 18, Reihe 3, Nummer 12
… weitere Ergebnisse

Quellen

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 158 ff.
  • Csöngei u. a.: Menschen - Schicksale - Monumente. Wien 1990
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien 1958, S. 567 f.
  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Band 1. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, S. 84-91
  • Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 31
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Döblinger Friedhof. Seine Toten, seine Denkmäler. Wien 1948

Weblinks