Praterstraße
48° 12' 53.74" N, 16° 23' 5.31" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Praterstraße (2.) wurde 1862 offiziell benannt und hieß zuvor ab dem 16. Jahrhundert Jägerzeile. Die Straße führt zum Prater (ab 1780/1781 über den damals errichteten Praterstern); ihre Verlängerung, heute Lassallestraße, führt zur Reichsbrücke über die Donau. Die Route zielt auf den heutigen 22. Bezirk, das nördliche Niederösterreich und das südliche Mähren.
Bedeutung der Straße
Die Jägerzeile bzw. die Praterstraße eignete sich für wichtige Wien-Besucher seit jeher dazu, feierlich in die Stadt einzuziehen, auch weil man von der Straße aus den Stephansdom, den Stadtmittelpunkt, sieht. 1815 zog hier Kaiser Franz I. mit seinen Alliierten in die Stadt ein (siehe Alliiertenhof). Am 15. März 1938 benützte Adolf Hitler die Route.
Im Roten Wien marschierte hier am 1. Mai eine der sozialdemokratischen Marschkolonnen auf die Ringstraße. Die Linie U1, die erste neu gebaute U-Bahn-Linie, verläuft seit 1979, vom Stephansplatz kommend, bis zum Nestroyplatz und seit 1981 bis zum Praterstern; im 2. Bezirk größtenteils unter der Praterstraße.
Seit 1983 wird alljährlich ein Praterstraßenfest abgehalten.
Gebäude
- Nummer 1-7 (Taborstraße 2-6, Große Mohrengasse 1): ursprünglich Hotel "Goldenes Lamm"; 1873 Hotel Continental; Bürohochhaus der Bundesländerversicherung, erbaut 1958-1961 nach Plänen von Georg Lippert; nach 2004 Bau eines Geschäftsgebäudes der Fa. Uniqa mit dem Hotel Sofitel Vienna Stephansdom, eröffnet 2010; das Gebäude wurde 2017 als Design Tower bezeichnet.
- Nummer 2: seinerzeit Café Hugelmann.
- Nummer 6: ursprünglich Café Stierböck.
- Nummer 8: 1834 von Josef Kornhäusel errichtet; seinerzeit Haus Dittmann; Café Fetzer (1874); Wohnhaus Karl Renners (1918-1934; Gedenktafel am Neubau). In diesem Gebäude befand sich der Sitz des Zentralverbands des Konsumvereins und der erste Standort der 1922 gegründeten Arbeiterbank. Der Kassensaal der Bank sowie die Wohnung von Karl Renner wurden von Architekt Hubert Gessner gestaltet.
- Nummer 10: Bürgerhaus "Zum Füchsel", erbaut 1834 von Anton Hoppe.
- Nummer 11: Lloyd-Hof, erbaut 1876 von Viktor Rumpelmayer
- Nummer 16: Geburtshaus von Arthur Schnitzler (Gedenktafel); erbaut 1825 (mehrfach adaptiert).
- Nummer 17 (Große Mohrengasse 10): Bellegardepalais.
- Vor Nummer 17: Nestroydenkmal.
- Nummer 18 (Aspernbrückengasse 2): Hotel "Kronprinz Rudolf (dann "Europa"); nach dem Zweiten Weltkrieg Finanzamt für den 2./20./21./22. Bez. (am 1. Jänner 1984 geteilt und [Finanzamt für den 2./20. Bezirk] nach 20, Traisengasse 5 verlegt); 1992 abgetragen und durch Neubau ersetzt.
- Nummer 19 (Zirkusgasse 2): Wohnhaus "Zum Jonas", erbaut Anfang 19. Jahrhundert, zwischen 1844 und 1862 zweimal aufgestockt und neu fassadiert; gut gegliederte Fassade, die an spätklassizistische Traditionen anknüpft.
- Nummer 23 (Zirkusgasse 6): Wenkheimpalais.
- Nummer 25 (Zirkusgasse 8): Fürstenhof (in den 1920er Jahren mit Rolandbühne).
- Nummer 25: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 27: "Zum grünen Jäger".
- Nummer 30: Divan de Padisches Haus.
- Nummer 31: Leopoldstädter Theater (ab 1847 Carltheater); nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg Abbruch (20. September 1951); Bürohochhaus "Galaxie" (erbaut 1974-1978 nach Plänen von Josef Becvar und H. Neuroth).
- Nummer 33: Alliiertenhof ( erbaut 1896/1897 anstelle des Hauses "Zu den drei Alliierten"); Gasthof "Zur Weintraube" (Sterbehaus von Therese Krones); Abzweigung der Weintraubengasse.
- Nummer 34 (Nestroyplatz 1, Tempelgasse 1, Czerningasse 2): Nestroyhof; Nestroykino.
- Nummer 35: klassizistisches Wohnhaus mit flachem, dreiachsigem Mittelrisalit und Balkon über dem Portal, erbaut von Franz Reymund und 1817 von Joseph Adelpodinger (angeblich nach Plänen von Josef Kornhäusel) für den Klavierfabrikanten Matthäus Müller aufgestockt.
- Nummer 40: "Zum grünen Pfau", erbaut 1911 (spätsecessionistisches Miethaus).
- Nummer 41: Hier stand die alte Johann-Nepomuk-Kirche (erbaut 1780, demoliert 1851).
- Nummer 42: Wohnhaus "Zum schwarzen Adler" (Baron Kleinsches Haus); 1865 erbauten Ludwig Förster und Theophil Hansen ein fünfgeschoßiges Großmiethaus (Passage mit Czerningasse 7-9).
- Nummer 43: Lusthaus Freiherr von Gudenus (erbaut 1787), ergänzt durch ein Treibhaus (erbaut 1828).
- Bei Nummer 45 (Rotensterngasse): Johannes-Nepomuk-Kirche.
- Nummer 48: Wohnhaus (erbaut 1913/1914 von Max Gottlieb) mit bemerkenswerter Fliesenfassade und typischen architektonischen Merkmalen des Jugendstils; Sitz des Café Freiwirth
- Nummer 50: Richard-Waldemar-Hof (Gedenktafel für Richard Waldemar); im Hof Vogeltränke mit zwei Fischreihern von Othmar Jarmer (1967). Im Vorgängerhaus starb Joachim Perinet, im Hotel Tauber (1872) fand am 10. April 1874 die Gründung des "Wiener Trabrenn-Vereins" statt.
- Nummer 52: Czerninpassage.
- Nummer 54: Wohnhaus von Johann Strauß (Sohn) (Gedenktafel; Johann-Strauß-Wohnung, angeschlossen dem Wien Museum); Relieftondi in der durch Säulenarkaden gegen das Stiegenhaus geöffneten Einfahrt.
- Nummer 55: "Zum roten Krebs".
- Nummer 56: Miethaus mit Spätbiedermeierfassade ( erbaut 1847 von Peter Gerl); Wohnhaus von Josefine Gallmeyer und Gabor Steiner (Gedenktafel).
- Nummer 58: "Zum (großen) goldenen Schiff", später Hofeneder-Geitler-Stiftungshaus; Erste Tabak-Gefälls-Administration der Leopoldstadt.
- Nummer 64: "Zum blauen Stern".
- Nummer 66: Wohnhaus von Fritzi Massary (Gedenktafel); Weltbiograph - Maxim Bio.
- Nummer 68 (Mayergasse 2): Wohnhaus "Zum grünen Baum" [Besitz von Matthäus Mayer (Mayergasse), Ortsrichter der Jägerzeile 1801-1811)].
- Nummer 70 (Mayergasse 1): Dogenhof.
- Nummer 72: ehemaliges Wohnhaus "Zum schwarzen Tor", errichtet 1808 für Peter Danhauser, 1838 aufgestockt: Hotel Nordbahn; Geburtshaus von Max Steiner (Gedenktafel).
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-17 und gerade ONr. 2-18: Pfarre St. Josef; Rest: Pfarre St. Johann
Literatur
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 33 ff.
- Felix Czeike: Wien in alten Ansichtskarten 2/S. 20
- Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 41 ff.
- Rupert Feuchtmüller: Die Praterstraße in der Wiener Leopoldstadt (1992; Häuserliste: S. 133 ff.)
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 329
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 116 f.
- Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 75
- Hans Pemmer: Die Praterstraße und ihre Bewohner im Vormärz. In: Wiener Zeitung, 08.07.1951, 11.07.1951, 18.07.1951 und 19.07.1951
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 107 ff.