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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
BildnameName des Bildes Gesellschaft der Musikfreunde Strauss.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Ehrenmitgliedsdiplom der Gesellschaft der Musikfreunde für Johann Strauss.

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Für alle historischen Epochen sind in Wien Zuwanderungen von Komponisten und Musikschaffenden aus vielen Teilen Europas und die daraus resultierenden Verschmelzungen mit europäischen Entwicklungen sowie die Berührungspunkte mit Ungarn und den slawischen beziehungsweise romanischen Nachbarvölkern, die sich zu einer Vermittlerrolle ausweiteten, charakteristisch.

Die ältesten Träger der Musikpflege waren die Klöster (Kirchenmusik), doch brachte der Minnesang am Wiener Hof der Babenberger des ausgehenden 12. Jahrhunderts auch einen weltlichen Höhepunkt (Minnesänger). 1288 gab es die Nicolaibruderschaft als Standesvertretung der Sänger und Spielleute, vom Ende des Mittelalters bis 1782 bestand das Oberspielgrafenamt. Am Hof Friedrichs III. und Maximilians I. entwickelte sich ein reges Musikleben. Der aus den Niederlanden stammende Heinrich Isaac wirkte an der Hofkapelle Maximilians (Burgkapelle) und als Hofkomponist; der berühmteste in Österreich geborene Komponist war Paul Hofhaimer (Repräsentant des Gesellschaftslieds, Komponist von Orgelwerken und Organist). Einen wesentlichen Bestandteil des Musiklebens bildeten auch die lateinischen Festspiele von Konrad Celtes (dessen Oden von Athesinus Petrus Tritonius [eigentl. Peter Treibenraiff] und dessen Chöre [zu Schuldramen des Schottenabts Benedictus Chelidonius] von Jakob Diamand vertont wurden). Hingegen enthielt die Quodlibetsammlung von Wolfgang Schmeltzl (1544), der Wien als Musikstadt pries, das volkstümliche Musiziergut.

Die Renaissancemusik ist gekennzeichnet durch die Ausgewogenheit der melodischen und harmonischen Kräfte. Die Zeit des Barock brachte für die Musik neue Impulse (Barockmusik), wobei es zu einer Verschmelzung von Polyphonie und neuer Monodie mit verselbständigter Instrumentalmusik kam und die in Italien 1594 entstandene neue repräsentative Kunstform der Oper bald auch in Wien heimisch wurde (1626). Die bedeutendsten venezianischen Opernkomponisten (Claudio Monteverdi, Pietro Francesco Cavalli, A. Bertoli, Marcantonio Cesti) schufen Werke für Wien (Barockoper), aber auch die Herrscher (Ferdinand III., Leopold I., Joseph I., Karl VI.) komponierten. Cesti komponierte die berühmteste Oper der Ära Leopolds I., "Il pomo d'oro"; nach ihm beherrschten Hofkapellmeister Antonio Draghi und Marc' Antonio Ziani das barocke Wiener Opernrepertoire, wogegen die Ballettmusiken von heimischen Komponisten geschaffen wurden (unter anderem von Johann Heinrich Schmeltzer). Als Organisten wirkten in Wien Wolfgang Ebner und Johann Jakob Froberger. Das in der Zeit der Gegenreformation gepflegte Jesuitendrama kam zuweilen der Oper sehr nahe; eine eigenartige Wiener Sonderform war das Sepolcro (ein Fasten- und Osteroratorium mit Sängern in Kostümen beziehungsweise musikalische Andacht vor dem Heiligen Grab). Im Spätbarock sind Johann Joseph Fux und Antonio Caldara zu nennen. Christoph Willibald Gluck löste die Oper aus der erstarrten Tradition, gab ihr neue Impulse und setzte sich mit der französische opéra comique auseinander (die auch im Repertoire des von Joseph II. 1776 reorganisierten Hof- und Nationaltheaters in Erscheinung trat).

Mit Matthias Georg Monn und Georg Christoph Wagenseil vollzog sich der Übergang zur Wiener Klassik, die Wien mit dem Dreigestirn Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven sowie mit dem in die Romantik überleitenden Franz Schubert zum Schauplatz bedeutender musikalischer Ereignisse machte. Anders als die ältere Form der Oper - das Kärntnertortheater und das Theater nächst der Burg (altes Burgtheater) entwickelten sich zu den beiden führenden Opernbühnen der Stadt - ist das öffentliche Konzertwesen ein Produkt des späteren 18. Jahrhunderts. Für die Entwicklung des bürgerlichen Konzertwesens waren vor allem zwei Institutionen von Bedeutung: der 1771 gegründete "Pensionsverein für Witwen und Waisen Österreichischer Tonkünstler" ("Tonkünstlersozietät") und die 1812 gegründete "Gesellschaft der Musikfreunde in Wien". Eng verbunden mit der Gesellschaft der Musikfreunde, aus dessen Konservatorium die spätere Hochschule für Musik und darstellende Kunst hervorging, ist das Orchester der Wiener Philharmoniker, das 1842 durch Otto Nicolai begründet wurde. Infolge des langen Fehlens eines eigenen Konzertsaals in der Stadt (1831) griff "das Konzert" als musikalischen Aufführungstypus lange Zeit hindurch auf "adaptierte Konzertsäle" zurück. Zu solchen Konzertstätten (Konzertsäle) zählten die beiden Hoftheater, das Theater an der Wien, das Theater in der Josefstadt, die Winterreitschule und die Redoutensäle (Hofburg), der Landständische Saal, der Jahnsche Saal, das Augartenpalais (Restaurant des Ignaz Jahn), der Sophien- und der Dianabadsaal sowie die Säle einiger prominenter Klaviererzeuger (etwa der Streichersche und der Bösendorfersaal).

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und das frühe 20. Jahrhundert bescherten der Stadt drei wichtige Musikstätten: 1869 wurde das neue Opernhaus am Ring eröffnet (Staatsoper), 1870 das neue Haus der Gesellschaft der Musikfreunde (Musikvereinssaal) und 1913 (als zweites Konzertgebäude) das Konzerthaus. Musikalisch beherrschten auf dem Gebiet der Oper das spätere 19. Jahrhundert (auch im Wiener Musikleben) die beiden großen Opernkomponisten Giuseppe Verdi und Richard Wagner, auf symphonischem Gebiet Johannes Brahms und Anton Bruckner. 1900 gründete Ferdinand Löwe den "Wiener Concertverein", der sich später mit dem "Wiener Tonkünstlerverein" fusionierte und ab 1921 unter dem Namen "Wiener Sinfonie-Orchester" konzertierte; aus diesem ging das seit 1933 als Wiener Symphoniker bezeichnete zweite Wiener Spitzenorchester hervor.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Österreich und im speziellen in Wien die neue Form der musikalischen Volkstheaterkunst, die Operette. Die "Goldene Ära" (bis etwa 1900) wurde bestimmt durch die Komponisten Franz von Suppé, Johann Strauss (Sohn), Carl Michael Ziehrer und Carl Millöcker, die "Silberne Ära" durch Franz Lehár, Emmerich Kálmán, Edmund Eysler und Robert Stolz. Die Vertreter der Musikerdynastie Strauß führten auch den Wiener Walzer zu seinem künstlerischen Höhepunkt; Michael Pamer und Josef Lanner waren die Wegbereiter dieses wienerischen Tanzes, der in den Kompositionen von Johann Strauß (Sohn) ("Walzerkönig") als Kunstform eine solche Höhe erreichte, dass er als "Kunstwalzer" Eingang in die Konzertmusik fand (Johannes Brahms, Richard Strauss). Auch die Blütezeit des eigentlichen Wienerlieds begann im 19. Jahrhundert. Durch Volkssänger, das Aufblühen des Heurigen sowie das Wirken des Schrammel-Quartetts (dessen Musik zu einem Gattungsbegriff wurde), verbreitete sich diese Form der Volksmusik.

Knapp vor der Jahrhundertwende kam Gustav Mahler nach Wien, der sowohl als Operndirektor wie auch als bedeutender Komponist die romantische Tradition weiterführte; gleichzeitig vollzog sich aber auch die Wende zur neuen Musik. Mit der "Zweiten Wiener Schule" wurde Wien die Geburtsstadt der modernen Musik, deren Hauptvertreter Arnold Schönberg (der neben Josef Matthias Hauer mit seiner „Methode der Komposition mit zwölf aufeinander bezogenen Tönen" der Schöpfer der "Zwölftonmusik" ist), Alban Berg und Anton von Webern die Wegbereiter der modernen Musik bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts sind.

Zu den namhaften Komponisten der letzten Jahrzehnte gehören Friedrich Cerha, Gottfried von Einem, Paul Kont, Robert Schollum und Karl Schiske); neben der Avantgarde etablierten sich auch gemäßigte Modernisten und Vertreter der alten romantischen Schule (beispielsweise Franz Salmhofer). Es gelang auch nach dem Ende der Monarchie, Wien seinen hohen Stellenwert als Musikstadt zu erhalten. Besonders die interpretierende Musikwiedergabe durch bedeutende Dirigenten, Solisten, Sänger und international bekannte Orchester (in der Zwischenkriegszeit entstand als weiterer wichtiger Klangkörper des Wiener Konzertbetriebs das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester), Chorvereinigungen (Singverein, Singakademie, Wiener Männergesang-Verein, Wiener Schubertbund, Freie Typographia) und jährliche Musikfeste (Wiener Festwochen, Wiener Musiksommer) trugen dazu bei, Wien den Ruf einer Musikstadt zu erhalten.

Siehe auch: Barockmusik, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Eurovision Song Contest, Kärntnertortheater, Konzerthaus, Konzertsäle, Konzertwesen, Wiener Männergesang-Verein, Gesellschaft der Musikfreunde, Neues Musikvereinsgebäude, Oper (Musikgattung), Operette, Staatsoper, Theater an der Wien, Niederösterreichisches Tonkünstlerorchester, Volksoper (Institution), Wiener Festwochen, Wiener Musiksommer, Wiener Philharmoniker, Wiener Symphoniker und andere - Komponisten (unter dem gleichnamigen Stichwort sind nach diesen benannten Straßen aufgelistet), Dirigenten, Musikverleger und Interpreten sind biographisch abgehandelt, Aufführungsstätten und Orchester unter den gebräuchlichen Bezeichnungen zu finden.

Literatur

  • Josef Mantuani: Geschichte der Musik in Wien. Wien: Holzhausen 1904
  • Rudolf Flotzinger: Geschichte der Musik in Österreich. Zum Lesen und Nachschlagen. Graz / Wien [u.a.]: Styria 1988
  • Eduard Hanslick: Geschichte des Concertwesens in Wien. 2 Bände. Wien: Braumüller 1869-1870
  • Alice M. Hanson: Die zensurierte Muse. Musikleben im Wiener Biedermeier. Wien / Graz [u.a.]: Böhlau 1987 (Wiener musikwissenschaftliche Beiträge, 15)
  • Musik im mittelalterlichen Wien. Historisches Museum der Stadt Wien, 18. Dezember 1986 bis 8. März 1987. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1986 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 103)
  • Andrea Seebohm [Hg.]: Die Wiener Oper. 350 Jahre Glanz und Tradition. Wien: Ueberreuter 1986
  • Walter Deutsch [u.a.] [Hg.]: Volksmusik in Österreich. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1984
  • Gottfried Kraus [Hg.]: Musik in Österreich. Eine Chronik in Daten, Dokumenten, Essays und Bildern. Klassische Musik, Oper, Operette, Volksmusik, Unterhaltungsmusik, Avantgardemusik, Komponisten, Dirigenten, Virtuosen, Sänger, Musikstätten, Festspiele, Instrumentenbau. Wien: Brandstätter 1989
  • Österreichische Musikzeitschrift 1 (l946) ff.

Weblinks