48° 11' 12.78" N, 16° 21' 49.60" E zur Karte im Wien Kulturgut
Wiedner Hauptstraße (4.; 5.). Die ehemalige Alt-Wiedner Hauptstraße ist seit dem 12. Jahrhundert in der Verlängerung der Kärntner Straße als Fernverkehrsweg nach dem Süden (insbesondere Triest und Venedig) bekannt (Siechenhaus "Zum Klagbaum"). Der Wienfluss wurde durch die Kärntnertorbrücke (eine ursprünglich hölzerne, dann steinerne Brücke) überquert (später Elisabethbrücke).
An der Wiedner Hauptstraße lag der älteste Kern der Vorstadt Wieden. Charakteristisch für den Straßenzug sind einige kleine Dreiecksplätze - Margaretenstraße (Rilkeplatz), Favoritenstraße (vor der Paulanerkirche), Waag-, Schaumburger- und Ziegelofengasse).
Am Beginn der Wiedner Hauptstraße erstreckte sich das Freihaus auf der Wieden (mit der Rosalienkapelle und [später] dem Freihaustheater), vor dem zeitweise der Naschmarkt angesiedelt war; die Paulaner (ab 1626) und die Piaristen (ab 1751; Theklakirche) begründeten an der Wiedner Hauptstraße ihre Klöster und Kirchen; vorher mehrfache Umbenennungen: 1862 wurde die Alte Wieden Hauptstraße in Wiedner Hauptstraße umbenannt, ebenso 1862 die Matzleinsdorfer Hauptstraße in Matzleinsdorfer Straße. Mit 25. Jänner 1906 wurde die Matzleinsdorfer Straße in die Wiedner Hauptstraße einbezogen.
Der ehemals geschlossene biedermeierliche Hausbestand wurde ab dem späten 19. Jahrhundert durch historistische und secessionististische Wohnhausbauten überschichtet; wertvolle Bausubstanz ging während des Zweiten Weltkriegs verloren.
Auf dem Areal Freihaus auf der Wieden/ Obstmarkt 1/ Wiedner Hauptstraße 10/ Operngasse 13 befand sich zwischen 1942 und 1945 ein Zwangsarbeiterlager.
Gebäude
- Nummer 7: Hotel "Goldenes Lamm". Gedenktafel für Antonin Dvořák. Abfahrt der Stellwagen nach Eisenstadt, Pottendorf, Traiskirchen, Mödling und Brunn/Gebirge.
- Nummer 8-10: Neues Institutsgebäude der Technischen Universität mit integriertem Neubau der Bibliothek der Technischen Universität (erbaut bis 1988 nach Plänen der Architektenarbeitsgemeinschaft Dahinden, Gieselmann, Marchart, Moebius & Partner).
- Nummer 9: Hotel "Zur Stadt Ödenburg".
- Nummer 12 (Rilkeplatz 4): Hotel "Stadt Triest"; nach Umgestaltung am 1. Dezember 1995 als Luxushotel "Das Triest" neu eröffnet. In dieser Gegend stand der Laßlaturm.
- Nummer 14: Apotheke "Zur heiligen Dreifaltigkeit" (originale Einrichtung erhalten).
- Nummer 15-17: Habig-Hof.
- Nummer 16: Michael Schäffersches Stiftungshaus (späthistoristisches Miethaus), erbaut 1896/1897 nach Plänen von Heinrich Adam.
- Nummer 18-20: Historistisches Miethaus, erbaut 1894.
- Nummer 22-24 (Schleifmühlgasse 1): Wiedner Hof.
- Nummer 23-25 (Paulanergasse 5): "Hotel Carlton", erbaut (1911/1912) nach Plänen von Rudolf Erdös (secessionistische Formen mit Rokokoelementen), später "Hotel Rainerhof", dann "Hotel Papageno".
- Nummer 27-29 (Mozartgasse 6): Hotel "Erzherzog Rainer" (ehemals Hotel Mozarthof), erbaut 1912 als Wohn- und Geschäftshaus, mit dem Nachbarhaus eine architektonische Einheit bildend. Im Vorgängerhaus Nummer 27 starb Josef Treitl.
- Nummer 30: Bürgerhaus "Zum Erzherzog Carl".
- Nummer 32: Wohn- und Sterbehaus von Christoph Willibald Gluck (Bürgerhaus "Zum silbernen Löwen"); dann Röhrenhof; heute Zentrale des Roten Kreuzes.
- Nummer 34: Bürgerhaus "Zu den drei Rösseln".
- Nummer 36 (Waaggasse 2): Bürgerhaus "Zu den zwei goldenen Löwen".
- Nummer 37 (Floragasse 9): "Altes Paulaner Zinshaus" (Durchhaus), erbaut (1775) auf dem Areal des ehemaligen Paulanerklosters (großer dreistöckiger Komplex mit vier Höfen).
- Nummer 40-42: "Zur goldenen Kugel"; 1802-1836 im Besitz des Arzts und Gemäldesammlers Dr. Stephan Steiger.
- Nummer 44: Sgraffito zur Bezirksgeschichte auf dem aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammenden Haus "Zum Ritter Sankt Georg".
- Nummer 50 (Fleischmanngasse 1): erbaut 1834 von Georg Schiemann, Wohnhaus (1846-1848) des Komponisten Albert Gustav Lortzing (Reliefplastik "Waffenschmied" von Franz Barwig dem Jüngeren, 1950); im Stiegenaufgang links figurales Glasfenster von Remigius Geyling (nach 1900); in den seitlichen Stiegenhäusern an den Treppenabsätzen Reliefs und Skulpturen, darunter Porträtbüste Josef Stracker von Barwig.
- Nummer 51 (Mayerhofgasse 22): Biedermeier-Pawlatschenhaus "Zum grünen Kranz", erbaut 1824 durch Baumeister Alois Hildwein (Aufstockung 1837 durch Baumeister Anton Hoppe).
- Nummer 52: ehemals Hotel "Zur grünen Weintraube", erbaut (1846/1847) von Franz Reumann (frühes Beispiel einer frühhistoristischen Fassade); Säulenbrunnen mit kugelbekrönter toskanischer Säule.
- Nummer 54: erbaut 1838 (Haus mit freitragender Stiege aus rotem Marmor und mit beachtenswertem klassizistischen Stiegengeländer).
- Nummer 55 (Schaumburgergasse 4): Cafe Wortner. Sterbehaus von Ignaz Jakob Heger (Gedenktafel).
- Bei Nummer 55 (Schaumburgergasse 2) Engelbrunnen.
- Nummer 59: Sterbehaus von Anton Schell.
- Nummer 60, 60A, 60B, 62 (Große Neugasse 1): Abgebranntes Haus.
- Nummer 63 (Schönburgstraße 1): Semperit-Zentrum. Vor dem Gebäude Skulptur "Völkerverbindende Familie" von Joannis Avramidis.
- Nummer 64-66: ehemaliges Siechenhaus und Spital "Zum Klagbaum". 1914 wurde an dieser Stelle eine Miethausgruppe nach Plänen von Arthur Baron (Nr. 64) sowie Adolf Jelletz (Nr. 66) errichtet. Ab 1913 befand sich hier das Schönburgkino.
- Nummer 65 (Schönburgstraße 2): Wohnhaus, erbaut 1875/1876 (Frühwerk Otto Wagners).
- Nummer 71 (Rainergasse 22): Thurn-Valsassina-Palais.
- Nummer 82 (Phorusgasse 1): Piaristenhaus. Bei 82 (Ziegelofengasse 2): ehemaliges Piaristenkloster (später zeitweise Schulgebäude der Schulbrüder); Theklakirche (Piansten- und Pfarrkirche).
- Nummer 84-86 (Ziegelofengasse 1): Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft, erbaut 1971-1974 von Carl Appel und Erich Majores (Stahlbetonskelettbau).
- Nummer 88 (Hartmanngasse 1): Florahof.
- Nummer 97: Neuer Pfarrhof, erbaut 1937 von Karl Ehn; im Zuge des Neubaus der (neuen) Matzleinsdorfer Kirche entstand 1965-1967 baulich angrenzend ein neues Pfarrhaus (Gemeindezentrum mit Gemeindesaal, Seelsorge- und Pfarramt, Pfarrbücherei und -archiv, Caritas, Dienstwohnungen für Pfarrer, Kaplane und Pfarrsekretäre). Der alte Pfarrhof, der sich mit seinem großen Garten an der Stelle der städtischen Wohnhausanlage Nummer 103 befunden hatte, ragte weit in die Straße hinein und war 1935 abgetragen worden.
- Nummer 98: Wilhelm-Hof.
- Nummer 99: Neue Matzleinsdorfer Kirche (Pfarrkirche); Bronzestatue des heiligen Florian von Franz Josef Riedl (1937).
- Nummer 103: 1937/38 mit Unterstützung des Kleinwohnungshausförderungsgesetzes von der Gemeinde Wien erbaut. Entwurf von Karl Ehn.
- Nummer 105: Wohn- und Pfarrhaus St. Florian. Ab 1936 mit Unterstützung des Wiener Assanierungsfonds nach Plänen von Karl Ehn errichtet.
- Bei Numer 105: Hier stand in der Straßenmitte bis 1965 die alte Matzleinsdorfer Kirche.
- Nummer 108: späthistoristisches Wohnhaus, erbaut 1911/1912 nach Plänen von Friedrich Kleibl (malerische Gliederung durch burgenartige Elemente, im Foyer Stuckreliefs); Atlantiskino; zeitweise Hotel beziehungsweise Studentenheim.
- Nummer 123-125 (Gassergasse 44): ehemals Sulkowskitheater.
- Nummer 126-128 (Ramperstorffergasse 2): Wohnhaus, erbaut (1912/1913) von den Otto-Wagner-Schülern Emil Hoppe, Marcel Kammerer und Otto Schönthal (Dekorationselemente der Wiener Werkstätte).
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-17 und gerade ONr. 2-10: Pfarre St. Karl; ungerade ONr. 19-71 und gerade ONr. 12-48: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. 73-85 und gerade ONr. 50-82: Pfarre Matzleinsdorf
- ab 1866 kommen ONr. 50-58 zur Pfarre Paulaner
- ab 1887: Umnummerierung vom Rainerpalais (ONr. 69) aufwärts: ungerade ONr. 1-17 und gerade ONr. 2-10: Pfarre St. Karl; ungerade ONr. 19-75 und gerade ONr. 12-58: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. 77-91 und gerade ONr. 60-82: Pfarre Matzleinsdorf
(1902 fallen die ungeraden ONr. 13-17 und die geraden ONr. 4-12 an den neu errichteten Rainerplatz, die Wiedner Hauptstraße wird umnummeriert.)
- ab 1902: ungerade ONr. 1-11 und gerade ONr. 2-10: Pfarre St. Karl, ungerade ONr. 13-63 und gerade ONr. 12-58: Pfarre Paulaner; ungerade ONr. 65-79 und gerade ONr. 50-82: Pfarre Matzleinsdorf
(1906 Umpfarrung, gleichzeitig wird die Matzleinsdorfer Straße einbezogen, die die ungeraden ONr. ab 81 und die geraden ONr. ab 84 (5. Bezirk) erhält.)
- ab 1906: ungerade ONr. 1-11 und gerade ONr. 2-10: Pfarre St. Karl, ungerade ONr. 13-53, ONr. 63 und gerade ONr. 12-58: Pfarre Paulaner, ungerade ONr. 55-61: Pfarre St. Elisabeth, ungerade ONr. ab 65 und gerade ONr. ab 60: Pfarre Matzleinsdorf
Quellen
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 176 f., 181
- Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 92014, S. 312
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 200 ff. (vierter Bezirk), 234 (fünfter Bezirk)
- Felix Czeike: IV. Wieden. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 4), S. 58 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S: 428 ff. (vierter Bezirk), 551 ff. (fünfter Bezirk)
- Wolfgang Mayer: V. Margareten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 5), S. 51 ff.
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 169 ff. (vierter Bezirk), 194 f. (fünfter Bezirk)